Mit Lieblingsorten verhält es sich ja ganz ähnlich wie mit Lieblingsbands: Begeistert möchte man sogleich alle Welt davon überzeugen, dass dieser Küstenwald unbedingt einmal besichtigt, jene Elektropop-Band auf jeden Fall rauf und runter gehört werden muss. Hat es sich dann groß rumgesprochen – der schöne Ort, der vor allem durch seine Ruhe und Abgeschiedenheit berührt hat, muss nun große Menschenansammlungen über sich ergehen lassen, die schlimmstenfalls auch noch Lärm und Müll verbreiten, die großartige Band, die vor allem in wohnzimmergemütlichen Clubs ihren Zauber übers andächtig lauschende Minipublikum versprüht hat, verkauft schließlich die ganz großen Hallen aus – dann wünscht man sich mitunter, man hätte doch lieber keinem was erzählt, sondern ganz heimlich für sich alleine genossen.
In Zeiten wie diesen gehören aber zumindest die Bands nach Kräften unterstützt und schon deswegen weitergesagt: Mit dem Video zur neuen Single „Calling“ von Hundreds lässt sich einer meiner absoluten Lieblingsorte nun auch zu Hause genießen, und das in den schönsten Tönen –
»Das Zusammentreffen zweier Hechtford Stuyvesant Bewohner führte zu einem Konglomerat aus ungehobelten Drums & Texten mit Stil und Klasse – Hecht Stuy! Nein, dies ist nicht das neue Happy Meal bei Hung Long und spricht sich auch anders aus. „[hɛcht staɪ]“ (phonetik rules) ist eine Kollaboration von dem DJ/MC/Producer Said Sur La Place und dem Musiker/MC Al Gotti. Sie begeben sich in die Untiefen des Hecht’s und pressen feinste klänge und Wörter zu 180 Gramm gerilltem Plastik.«
Simon Littauer und Mads Bergland stehen gerade als Livemusiker für Reptile Youth am Keyboard bzw. an der Gitarre und supporten ihre dänischen Landsmänner außerdem mit ihrem eigenen Projekt: Broke.
Mit Broke verleihen Simon (Electronics) und Mads (Gitarre) ihrer Ablehnung der dänischen Mainstream-Popkultur Ausdruck. Das Wort „Broke“ soll dabei nicht nur nur ihre eigene finanzielle Situation sondern auch den Status ihrer hoffnungslosen und abgerissenen Generation reflektieren. Und so liefert die Musik von Broke – düsterer Electronic Industrial/Post Punk – den perfekten Soundtrack zu einer futuristischen Endzeitstory, in der die trostlose Realität in psychedelisches Flackern aus schneidend-kalten Synthies, unermüdlichen Beats und wütenden Maschinenstimmen zerfällt.
»Broke folgen nicht den traditionellen Songstrukturen. Unsere Songs haben nur Verse. Sie enthalten Soundlandschaften und Bilder großer Maschinen, brennender Wälder und abstürzender Flugzeuge.«
Die erste Single, Restless Beach, »basiert auf einem Traum über apokalyptische Liebe. Es ist ein düsterer Disko-Track, der die kleinen Stunden eines exzessiven Samstagnacht-Exodus vertont.« meint die Band selbst in der Presseinfo. weiterlesen…
Irgendwie waren sie den ganzen Sommer über immer da, überall. Auf der Fusion, in Kopenhagen und immer wieder in Dresden. Seitdem das Tribal Tech House-Trio Matanza in die chilenische Heimat zurückgekehrt ist, ist es hier ganz schön kalt geworden. Zum Aufwärmen schicken Matanza nun ihr neues Album Dubamerica in die Welt. Fett ist es geworden, bringt ein Stück Sommer zurück und erinnert an gute Zeiten.
»Ein unerwarteter Urlaub«, dachte sich Nils Frahm, nachdem er sich den Daumen seiner linken Hand gebrochen hatte, Auftritte und Projekte absagen musste und von seinem Arzt Klavierverbot verordnet kam. Langweilig. Für einen wie Nils muss Klavierspielen dieselbe Bedeutung haben, wie für alle anderen Atmen. Und wenn es eben mal nicht mit voller Kraft geht, dann reichen auch neun Finger. Für jeden davon nahm Nils Nacht für Nacht ein kleines Stück auf und veröffentlichte diese schließlich auf Screws zum kostenlosen Download.
Das Drum’n’Bass-Getön des Kopenhagener Quartetts F.U.K.T kriecht mit akustischem Schlagzeug und fetten Bässen direkt in den Magen. Melodie und Abwechslung verpassen F.U.K.T dem bissigen Drive ihrer Grooves durch (Vocal-)Samples und Rap. Angenehm düster, tief und ziemlich cool drücken die Stücke der aktuellen Veröffentlichung Falling (2011, Tabu Records) wieder Energie in sommerträge Akkus; Hallo? Kapuze auf und weiter! Funktioniert im Auto, im Kopfhörer und ganz bestimmt auch live.
Rosko John und Roya Arab haben schon 1996 einmal miteinander gearbeitet und für Archives erstes Album Londinium gemeinsam Songs aufgenommen. Während dieser Aufnahmen kam es allerdings zu Unstimmigkeiten zwischen dem Rapper und der Sängerin, woraufhin sich gleich mehrere Wege trennten. 2009 tauchte Rosko John überraschend wieder im Archive-Kollektiv auf und rappte auf Controlling Crowds I – IV. Archives neuestes Werk, das Ende August erscheint, verzichtet leider gänzlich auf Roskos Reime und Raps und das unter anderem auch deshalb, weil Rosko sich seit einiger Zeit seinem Soloprojekt widmet. Zum ersten Mal seit Londinium hat er für seine erste Soloveröffentlichung Tactical Light wieder gemeinsam mit der iranischen Sängerin (und Archäologin) Roya Arab aufgenommen. Alles wird gut. Auch wenn’s manchmal ein wenig länger braucht …
Noch ein nächstes großes Ding aus Dänemark/Island? Die Isländerin Fanney Ósk Þórisdóttir (lead vocals) und die beiden Dänen Brynjar Bjarnfoss (producer, vocals) und Rasmus Liebst (producer, guitar, vocals) mischen Electronica mit Trip Hop, Dub und Rock. Keine ganz neue Idee, im Fall von Kúra aber eine, die den aktuellen Elektropop-Nerv ganz gut zu treffen weiß. Auf den teils mächtigen Elektro-(Rock)-Klängen der beiden Jungs überzeugt Fanneys Stimme bei allem catchy-fragilen Kontrast vor allem durch ihre griffige Klarheit. Das und diese für nordische Musik so typische unwiderstehlich kühle, melancholische Stimmung spendieren Kúra einen häufig angesteuerten Platz in meiner derzeitigen Playlist.
Samaris haben letztes Jahr, nur einige Monate nach ihrer Gründung, den isländischen Bandcontest Músíktilraunir gewonnen (Gewinner 2010: Of Monsters And Men). Beim Iceland Airwaves 2011 konnten sie mich zwar nicht so sehr mit ihrer Show, aber um so mehr mit ihren Songs begeistern. Zu ihrem schönsten, Góða tungl, haben sie nun endlich ihr erstes offizielles Video veröffentlicht.
Als eine der ersten Bands wurden Samaris auch für das Lineup des Iceland Airwaves 2012 bestätigt. Die Vorfreude wächst.
Das Wochenende klingen heute drei Künstler ein, die derzeit an ihren Debütalben basteln bzw. damit gerade fertig geworden sind. Von Dänemark über die Färöer Inseln nach Island und Norwegen bis nach Jena hängt das alles irgendwie zusammen.
Sakaris, an dem ich beim SPOT Festival Interview geübt habe, hat gestern mit einem traurig-schönen Video „I Have Beautiful Eyes“, die erste Single seines kommenden Debütalbums veröffentlicht. Wie Sakaris im Mai schon angekündigte, ist dieser neue Song um einiges ernster und dramatischer als die Stücke auf seiner EP Darling und durch die Stimme von Greta Svabo Bech überraschend anders geworden. Am Mixing tobte sich Janus Rasmussen aus, gemastert hat … Nils Frahm.
Janus Rasmussen stammt wie Sakaris von den Färöer Inseln und lebt jetzt in Island. Neben seiner Hauptbeschäftigung Bloodgroup, den Mixingtätigkeiten und seinem Soloprojekt Djór ist er gemeinsam mit Ólafur Arnalds auch noch in der Minimal Techno-Formation Kiasmos unterwegs. Das Debütalbum soll Ende des Jahres erscheinen. weiterlesen…