Rosko John und Roya Arab haben schon 1996 einmal miteinander gearbeitet und für Archives erstes Album Londinium gemeinsam Songs aufgenommen. Während dieser Aufnahmen kam es allerdings zu Unstimmigkeiten zwischen dem Rapper und der Sängerin, woraufhin sich gleich mehrere Wege trennten. 2009 tauchte Rosko John überraschend wieder im Archive-Kollektiv auf und rappte auf Controlling Crowds I – IV. Archives neuestes Werk, das Ende August erscheint, verzichtet leider gänzlich auf Roskos Reime und Raps und das unter anderem auch deshalb, weil Rosko sich seit einiger Zeit seinem Soloprojekt widmet. Zum ersten Mal seit Londinium hat er für seine erste Soloveröffentlichung Tactical Light wieder gemeinsam mit der iranischen Sängerin (und Archäologin) Roya Arab aufgenommen. Alles wird gut. Auch wenn’s manchmal ein wenig länger braucht …
WochenendEinklang: Rosko John
Soundcheck: Moth
Schwer und dunkel schieben sich die Töne aus den Lautsprechern, entschleunigen und tropfen langsam zu Boden. Meine Droge für diesen Sommer: Trippy, heavy Musik aus Dänemark.
»it’s important to slow down when the world stops«
Nachdem ich vor einiger Zeit Intelligent Pushing einigermaßen blind und anhaltend hoffnungslos verfallen bin, musste ich nach frischem Stoff nicht weit suchen: Andreas Bjerring, der als Dynamic H bei Intelligent Pushing Synthies, Effektgeräte und Keys bedient, ist seit 2010 eine Hälfte des Trip-Hop/Alternative/Industrial-Projekts Moth. Komplettiert wird das Duo durch die Sängerin Unnur Cara, die ursprünglich aus Island stammt. Dort sang sie Musicals und Opern, bevor sie sich den Genres Jazz und Blues zuwendete.
Mit ihrer kraftvollen Stimme kämpft sich Unnur in der Schattenwelt von Moth durch naheliegend düstere Zustände und Gefühle – Depression, Hilflosigkeit, Selbstzweifel – sie lässt nicht locker und wiederholt mit Nachdruck und fast schon dämonischer Wirkung jene Zeilen, die besonders schmerzen.
»something dies when you come inside / killing the self-blamed shame in me«
Die schwere, düstere Atmosphäre von Moth ist in einer markanten musikalischen Handschrift verfasst, die vor allem mit der sirenenhaften Endzeitstimmung von Sickamore Mire und durch die Klavierpassagen in ‚Round Midnight deutlich auf den Sound von Intelligent Pushing verweist und damit wohl eindeutig Andreas zugeordnet werden darf.
Im März dieses Jahres haben Moth auf Bandcamp ihre Debüt-EP (zum kostenlosen Download!) veröffentlicht. Neben den fünf eigenen Stücken haben sie sich für ‚Round Midnight vom gleichnamigen Song des amerikanischen Jazzpianisten und -komponisten Thelonious Monk „heavily“ inspirieren lassen. Außerdem haben sich Moth mit Bob Dylans Forgetful Heart einen Coversong ausgesucht, dem das Nacht(falter)gewand ausgezeichnet steht.
»why can’t we love like we did before?«
Soundcheck: Intelligent Pushing
»Gibt’s das auch auf Englisch?«
Ob es am ungewohnten Klang der dänischen Sprache lag oder an der Unfähigkeit, zu verstehen, um was es da geht? Mein erster Gedanke zum gerade veröffentlichten Album „Starten På Slutningen“ von Intelligent Pushing aus Kopenhagen erscheint mir inzwischen jedenfalls ziemlich dumm. Nein, das gibt es nicht auf Englisch. Warum auch?!
Funktioniert Sprache tatsächlich als entscheidendes Ausschlusskriterium, speziell bei einem so textintensiven Genre wie Hip-Hop? Oder können die Musik, der Klang der Worte und deren Betonung ausreichen, um Inhalt und Attitüde zu übermitteln? Ich verstehe nach wie vor nichts von dem, was Intelligent Pushing zu sagen haben – na gut hin und wieder ein „fuck“ und irgendwas mit Drogen –, kann aber trotzdem nicht mehr aufhören, die gesamte Diskografie der Dänen durch Kopfhörer und Boxen zu jagen. Meine Vorbehalte haben sich in einem düsteren Labyrinth aus Trip-Hop, Industrial, Jazz und Blues verloren, zwischen haushohen Bassgrooves, schwerfälligen Beats und einer Stimme, die eine fremde Sprache spricht. Du fucking magic! Ich wüsste zu gern, um was es wirklich geht. So aber erschaffen Intelligent Pushing für mich eine beklemmende Endzeitkulisse, in der schmerzverzerrte Gitarrenwinde um die Ecken pfeifen und sich Effektgesindel durch das fahle Licht vereinzelter Keyboardmelodien schleicht. Spart euch das Geld für den Dopedealer, investiert es in Intelligent Pushing!
Anspieltipps: Epicenter, Method
Bei Intelligent Pushing textet und rappt übrigens Manky (Bandcamp), der auch mit Bottled in England auf der Bühne steht (am 6.10. zum Beispiel in der Chemiefabrik in Dresden!) weiterlesen…
Avantgardisten aus dem Norden
8. April 2011 22:00 Uhr Beatpol, Dresden |
Wüsste ich nichts über Ulver und würde die Musik der Norweger (2011) zum ersten Mal querhören – würde ich dann zu einem ihrer Konzerte gehen (wollen)? Ich kann es nicht sagen.
„Ulver sind wohl die einzige Band der Welt, die man als Portishead-Fan genau so verehren kann wie als Slayer-Kutte“ heißt es in einem Pressetext zur aktuellen Tour. Und trotz der stilistischen Vielfalt, die Ulver in ihrer Musik vereinen, gibt es abseits von Metal-Magazinen in der Musikpresse nur sehr wenig über sie zu lesen.
Ulver sind anstrengend. Ulver polarisieren. Auch mich. weiterlesen…