Das Mit- und Nebeneinander von Bloggern und PR-Menschen ist von ambivalenten Gefühlen und Ansprüchen geprägt, gerade in der Musik wird das immer wieder deutlich. Für mich als hauptberuflichen PR-Mann (Technologie-Themen) und privaten Feierabend Blogger (Musik und Fußball) ist dieses Spannungsfeld einerseits sehr lehrreich, andererseits aber auch immer wieder ein mittleres Ärgernis. Ich verstehe es gut, dass es sich im umgekehrten Falle (Profi-Blogger und Feierabend-PR) schnell zu echter Verzweiflung auf Seiten der Blogger wandeln kann.
Darum wende ich mich heute mal an meine Feierabend-PR-Kollegen mit ein paar Hinweisen, wie Ihr mir Kummer, Sorgen und kleinere Wutausbrüche (naja) ersparen könnt.

Vorab:
Auch wenn ihr diese und viele andere wichtige Tipps einhaltet, die man im Netz findet, erhöht sich die Chance, dass mir Eure Musik gefällt, nicht die Bohne. Ihr habt nicht die geringste Chance, das verbal zu beeinflussen! Aber folgende grundlegenden Dinge sollten Euch klar sein:
- Kreative Ideen erhöhen die Chance, dass ich mir Eure Musik anhöre
- Kreative Texte wiederum sind „Aufgabe“ des Bloggers und nicht Eure! Wenn mir die Musik gefällt, erhöht sich die Chance enorm, dass ich darüber schreibe, wenn Ihr mir die Aufarbeitung so einfach wie möglich macht.
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Es passiert täglich: Ein kreativer Spaß einzelner Privatpersonen verbreitet sich schnell wie ein Virus durch mediale Welt. Jedes Mal sitzen dann Hunderte Marketer traurig da, schmeissen ihre Gucci-Uhren durch die Gegend und fragen sich: Wieso ist uns das nicht eingefallen? Wieso klebt da nicht irgendwo das Logo unseres Kunden? Das ist doch Mist ist das doch, Mensch Meier.
Zumindest die, die immer noch denken, man könne so eine Idee nicht kopieren oder abwandeln. Andere wissen längst: Auch das beste aller besten „Virales“ erreicht nicht mehr als ein Viertel aller Facebooker. Wer „nur“ 10% der deutschen Facebook-User erreicht ist eindeutig ein Social King. Wir reden dann von dezenten 2 Millionen erreichten Personen. Also ist es eigentlich sehr naheliegend, sich nicht zu grämen, sondern die Idee aufzugreifen. Ich sage aufgreifen! Nicht klauen :D
Hier drei aktuelle Beispiele, bei denen die zweite „kommerzielle“ Nutzung mehr (oder weniger) Wirbel macht als das Original.
Lego 1
Zum Beispiel ist die aktuelle Lego-Kampagne (Agentur: Jung von Matt) derzeit in aller Munde Pinnwand:

Und das, obwohl die Idee, bekannte Figurengruppen durch die bunten Steine darzustellen alles andere als neu ist. Das unten stehende Bild ist schon im letzten (oder vorletzten?) Jahr durch die entsprechenden Buzz-Stationen gelaufen. Nichtsdestotrotz: Die Kampagne ist ein voller Erfolg.

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Sachsen will sich offenbar zur Zeit auf Teufel komm raus im Netz blamieren? Da steige ich heute Nachmittag in Berlin in den Zug nach Dresden und will nur mal eben ganz kurz Mails und RSS Reader checken, um dann gemütlich über der neuen Brand1 ins Wochenende zu schlummern, als mich ein Artikel im Flurfunk trifft wie der Schlag. Die Sächsische Staatskanzlei, erfahre ich dort, hat heute einen eigenen Facebook-Auftritt gestartet. So wie es aussieht, einzig und allein, um in einer Pressemitteilung die Datenpolitik von Facebook zu kritisieren. Eine Pressemitteilung, die sich gewaschen hat und die ich zunächst für einen Fake hielt, da sie sogar Unwahrheiten enthält! Eine ganz neue Dimension der Facebook-Kritik an der Grenze zur Verleumdung. Nein nicht durch die BILD sondern die Staatskanzlei! Hier meine Lieblingssätze:
„Nutzerdaten werden dann zwingend in einer „Timeline“ angeordnet und ermöglichen so eine vermeintlich übersichtlichere Ansicht aller Aktivitäten der Nutzer von Geburt an. Durch diese neue Übersichtlichkeit steigt das Missbrauchsrisiko durch Dritte um ein Vielfaches.“
Wieso? Wieso steigt der Missbrauch von Nutzerdaten in einem neuen Layout (mehr ist es ja nicht!!!)? Kein Wort dazu: ist einfach so! Punkt. Aus. Pressemitteilung!
„Das Zurücksetzen und die Löschung einzelner Abschnitte bzw. der gesamten „Timeline“ ist praktisch unmöglich“
Heer Beermann, das ist eine Lüge! Das geht so:

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Kurz vor Weihnachten habe ich ein Testabo beim Stern abgeschlossen. Den Stern und den Spiegel hatte meine Familie während meiner kompletten Kindheit und Jugend abonniert und kurz vor Weihnachten neigt man ja zu den verrücktesten Sentimentalitäten. Außerdem gab es eine Autorennbahn zum Testabo dazu, die sich gut im großelterlichen Keller macht.
Tatsächlich war ich dann recht positiv überrascht. Auch wenn die heiligen Humor-Kühe (Tetsche, Haderer, Til Mette, Luftblasen) mir nicht mal ein Gähnen entlocken konnten und ich mir mehr (digitale) Wirtschaft statt Boulevard und Gesundheit wünschen würde, habe ich von den bisherigen Ausgaben fast alle Artikel gelesen! Ich habe Themen gefunden, die ich im Netz wohl übersehen habe und fand auch die seichte und doch gut recherchierte politische Berichterstattung wirklich angenehm. Besonders überrascht hat mich das sympathische und gut aufgelegte Kulturressort. Der Stern ist perfekt für die Badewanne, für Zugfahrten, Wartezimmer und die 10 Minuten vor dem Einschlafen. Ich war fast überzeugt, dass ich den Stern weiter abonniere.
In der vergangenen Woche fand sich zum Beispiel ein Artikel über einen Bioholzbauern aus Niedersachsen, den ich wirklich richtig gut fand. Ich hatte dazu noch nie etwas gelesen und der Mix aus Personality und solider Hintergrundrecherche zur aktuellen Umweltpoltik hat mir sehr gefallen.
Die wahren Dialogfeinde sind nicht Unternehmen sondern die Medien:
Nun wollte ich den Artikel gerne einem Kumpel empfehlen, aber ich hab ihn im Netz nicht gefunden. Also habe ich auf der Facebook-Seite vom Stern gefragt, ob man diesen Artikel im Netz findet und wenn ja wo. Als Antwort nichts als großes Schweigen.

Bei Twitter das selbe Spiel. So etwas ärgert mich maßlos, wie ich ja bereits im Dezember 2012 schrieb:
Facebook ist kein Marktforschungsinstitut. Ich find das ganz, ganz schlimm, was insbesondere Print-Medien sich derzeit auf Facebook erlauben. Von Dialog, Kritikfähigkeit und Partizipation keine Spur. Stattdessen ein tägliches “Was denkt ihr?”, dessen Antworten dann aber nicht moderiert werden und auf die auch nicht reagiert wird.
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Für Menschen, denen Musik mehr bedeutet, als Nadja Abd el Farrag für Diamanten und teure Seiden-Schlüpper empfindet, war Flirten im Internet sehr lange 110 Grad peinlich. Bis eines Tages Myspace kam! Im Jahre 2004 wurde Myspace binnen kürzester Zeit zur weltweit beliebten digitalen Raucher-Ecke. Indiegirls, Metalheads und Rapper fanden sich hier zusammen wie einst am Fahrradstand vorm Jugendzentrum, um sich zu beschnuppern und Liebesbotschaften an die Mauern zu sprühen.
Dann hat sich Myspace selber erschossen und frustrierte Nachwachsende stupsen seitdem erfolglos Mädchen an, die sie auf Teilnehmerlisten von Konzert-Terminen bei Facebook finden.
Mit Fellody gibt es jetzt die erste Flirtbar im Netz, die sich voll und ganz darauf konzentriert, Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack zusammen zu bringen. Ein Desktop-Client analysiert die Musik-Bibliotheken von iTunes, Windows Media Player oder Last.fm und mit einem selbst entwickelten Algorithmus werden dann andere Profile auf fellody.com abgeglichen und passende Flirtpartner gesucht. Das ist solange kostenlos, bis man Premium-Features nutzen möchte.
Schön ist: Man spürt an vielen Details, dass die beiden Gründer echte Musikfans sind und keine Businesskasper, die sich bloß dachten, die Idee klinge cool.
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Immer häufiger suche ich nach Musiktiteln direkt bei Soundcloud und nicht bei Youtube, wo der Mehrwert „Video“ in 90% der Fälle eh in irgendwelchen Standfotos oder sinnlosen Slideshows besteht. Binnen 12 Monaten hat sich meine Soundcloud-Nutzung mehr als verdreifacht, was einerseits damit zusammen hängt, dass längst nicht mehr nur die Elektro-Szene die Plattform nutzt, und ich zum Anderen ein Tool gefunden habe, um Accounts per RSS zu abonnieren, ohne selber ein Konto zu haben, was – ähnlich wie bei Youtube – für rein passive Nutzer recht wenig Sinn macht. Auch wenn die „In-song-Comment“-Funktion ein ziemlich geile Sache ist.
Money makes the world go Soundcloud:
Die von zwei Schweden in Berlin gegründete Firma hat jetzt von zwei US-Venture-Capital-Firmen (Kleiner Perkins Caufield & Byers ( KPCB) und GGV Capital) eine dicke Geldspritze erhalten. Laut TechCrunch Europe soll es sich um 50 Millionen Dollar handeln. Damit kann die Cloud sorgenfrei expandieren, ohne auf schnelle Erlöse durch störende Werbung oder kostenpflichtige Funktionen angewiesen zu sein. Soundcloud bekommt also ordentlich Spielraum, um sich neben Youtube als globale Plattform Nummer für User Generated Soundfiles zu etablieren.
Nicht nur deutsche Labels und Verlage nutzen Soundcloud immer noch sehr stiefmütterlich. Und genau in dieser Zielgruppe kann und wird man nur durch weiteres Wachstum für Aufmerksamkeit sorgen. Und nur diese Zielgruppen wird auch für die Premium-Dienste bezahlen (derzeit zwischen 29,00 Euro und 500,00 Euro per anno).
Weitere Infos unter anderem bei Netzwertig
Money makes the world go round
Während echte Trüffel schon lange nicht mehr – oder nur noch für Touristen – von „Trüffelschweinen“ gesucht werden (da sie beim Ausgraben großen Schaden an den Wurzelspitzen anrichten und zu viele Trüffel selber vertilgen), hat sich in der Popmusik seit den 60ern nicht viel geändert: Trüffelschweine sind stets auf der Suche nach dem neuen Sound, der tollsten Stimme, der unbekannten Rarität und dem perfekten Song. Sie kramen in Plattenkisten, wann und wo auch immer sie auftauchen. Sie frieren auf Flohmärkten, sind Stammgast bei den Konzerten mit den traurigsten Besucherzahlen und verlieren sich im Internet auf endlosen Reisen von Band zu Band. Bevorzugt Bands, die sich den Proberaum mit der Band teilen, die neulich als Vorband einer Band spielten, die man als Vorband einer australischen Singer/Songwriter-Combo vor 80 Leuten erlebt hat. Trüffelschweine sind mal akribischer mal spontaner und doch sind sie alle ziemlich mitteilungsbedürftig. Die einsame Freude der Philatelisten oder Kunstsammler ist ihnen eher fremd.
Obdachlos in der digitalen Welt
Seit man myspace lebendig begraben hat, sind echte Musikfans auf der Suche nach einer neuen digitalen Heimat. Sie bloggen und/oder gehen ihren Facebook-Freunden auf den Sack mit ihren Neu- oder Wiederentdeckungen und pflegen alle mehr oder weniger leidenschaftlich ein Profil bei Last.FM. Ich selbst probierte StumbleUpon, tumblr und Soup.io , um Streams von Youtube, Soundcloud, Vimeo etc. unkompliziert für mich, meine Freunde und den Rest der Welt in Playlists zu organisieren. Und doch vermisste ich das Musik-only Gefühl, das mich seinerzeit in den frühen Tagen von myspace gepackt hatte und vor allem entdeckte ich dort keine neue Musik sondern nur jede Menge Katzenvideos.
Kann musicplayr uns retten?
Für all die Heimatlosen hat Thorsten Lüttger musikcplayr ins Leben gerufen, einen Musicplayer für freiverfügbare Web-Musik. Und zum ersten Mal seit Langem habe ich das Gefühl, dass ich es mir dort gemütlich machen könnte.
Wie bei allen guten Plattformen im Netz gilt: musicplayr is simple as fuck.
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Es ist schon ein bisschen verrückt, dass sich selbst Ende 2011 immer noch irgendwelche Werbebuden ohne jedwede Stategie-Erfahrung als „Social Media-Experten“ ausgeben und versuchen, bei Klein- und Mittelständlern auf Dummfang zu gehen. Heute durfte ich wieder Zeuge eines wunderbaren Beispiels werden.
Auf Facebook gibt es eine Seite namens „I LOVE LEIPZIG“. Diese hat bisher vor allem ein Alleinstellungsmerkmal. Dadurch, dass sie den Leipziger Weihnachtsmarkt als Veranstaltung angelegt hat 5.001 Personen darüber gesprochen haben, obwohl es nur 565 Fans gab.

Heute nun veröffentliche die Seite ein Gewinnspiel, dass mit dem reißerischen Kommentar, jeder Fan der Seite gewinne eine Reise. Gemeint war natürlich, dass unter allen Fans eine Reise verlost wird. Interessanterweise keine Reise nach Leipzig sondern ins Zillertal. Weiß der Geier warum… Eine gute Bekannte aus der Kommunikationsbranche fragte daraufhin in den Kommentaren, ob und wie denn bitte unter allen Fans einer Seite etwas verlost werden könne, da man als Seitenbetreiber doch nur die jeweils letzten 500 einsehen könne. Das wäre ja so, als würde man was unter allen eingegangenen Postkarten verlosen, könnte aber nur die ersten 100 lesen. Böses, böses Mädchen!
User sollen ihr zartes Köpfchen nicht zum Denken einsetzen
Als Antwort erhielt sie den harschen Kommentar, dass man als professionelle Agentur dank eines „direkten Kontakts bei Facebook“ (hört, hört) alle Daten sehen könne und überhaupt solle man sie als als User sich darüber nicht „das zarte Köpfchen“ zerbrechen.
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Gestern hat Henryk M. Broder auf Achgut.tv eine völlig wirre Mail veröffentlicht, die der schon immer ziemlich durchgeknallte aber irgendwie auch liebenswerte Fritz-Moderator Ken Jebsen (Ken.FM) an einen seiner Leser geschrieben haben soll. Kollege Falschgold bezeichnet die Mail auf Facebook als klassische „aus der kneipe komm Antwort“ auf einen pissigen Leserbrief (sagt man Hörerbrief) mit einstelligem Zeitstempel. Was Broder leider nicht veröffentlicht, ist die vorangegangene Mail seines anonymen Lesers. Der Inhalt der Mail? Keine Ahnung! Was soll man damit anfangen?
„was ist das grösste problem der juden ? ihre führer. also wie in der restwelt auch. henry kissinger selber jude hat für juden überhaupt nichts übrig. er hat selber gesagt als er von russischen juden gebeten wurde ihre ausreise nach israel zu ermöglichen , das für ihn zitat “ eine vergasung der russischen juden höstens ein ökonomisches problem sei “
sie brauchen mir keine holocaus informatinen zukommen lassen. ich habe mehr als sie. ich weis wer den holocaust als PR erfunden hat. der neffe freuds. bernays. in seinem buch propaganda schrieb er wie man solche kampagnen durchführt. goebbels hat das gelesen und umgesetzt.“
Stammt der Begriff „Holocaust als PR“ von Jebsen oder zitiert er auch hier? Und kann man daraus ein Leugnen des Holocausts ableiten, wenn er gleichzeitig kurz darauf schreibt:
„ich war in israel und habe mit holocaust opfern gesprochen. sie selber finden es widerwärtig was in ihrem namen passiert.“ Wer den Holocaust leugnet, wird dessen Opfer nicht treffen…. Oder?
Wie auch immer. Die Mail ist eine ziemlich Katastrophe und zeigt den abenteuerlichen Verschwörungs-Theoretiker Jebsen an einem inhaltlichen und formellen Tiefpunkt. Aber was Broder damit macht, ist keinen Deut besser. Und was dann beim RBB abgeht, das sprengt fast alle Grenzen. Bisher blamiert sich Radio Fritz in der Affäre „Ken.FM“ bis auf die Knochen.
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