Tamara Lindeman ist „The Weather Station“ und „Thirty“ ist ein wirklich herausragender Song, der es erst viel zu spät in meine Playlist des Jahres gerutscht ist. Aber das direkt nach dem ersten Hören. Gerade wenn man mal wieder zur entspannten Abendgestaltung eine Voice Of Germany Staffel verfolgt, weiß man es doch sehr zu schätzen, wenn jemand mit seiner Stimme so viel mehr machen kann als singen. Wenn Nuancen zählen und erzählen, Gefühle greifbar werden, Ironie und Sarkamsus nicht durch Worte, sondern Tonhöhe unterscheidbar werden.
1. Februar 2017 20:00 Uhr scheune, Dresden VVK: 17 Euro zzgl. Gebühren, AK: 21 Euro
Malkys neues Album »Where is Piemont« erschien im Oktober 2016 und erweitert das Sound-Spektrum des Singer-Songwriter-Duos um europäische Folklore, Orchestermusik und Las-Vegas-Coolness. Was auf dem Debüt „Soon“ bereits angedeutet wurde, findet nun mit berauschender Opulenz und kompositorischer Raffinesse zur Vollendung. Ein auf derart souveräne Weise klassisches Songwriter-Album wird man lange suchen müssen – nicht nur in Deutschland. So heißt es im Pressetext und es stimmt. Die Schublade, in die man das Album stecken möchte, ist geräumig. Wem hängen noch „History of Broken Hearts„, „Soon“ und „Diamonds“ im Gehörgang fest? Mit „Lampedusa“ und „Theodore“ (u.a.) haben Malky neue Lieder geschaffen, die sich nahtlos zu den Hits des Debütalbums hinzugesellen und dort bleiben wollen. 13 Songs enthält „Where is Piemont“, live vorgestellt am Mittwoch, den 1.2. auf der scheune-Bühne.
Support kommt von Ätna, einem Duo aus Dresden, bestehend aus Inéz und Demian Kappenstein, das schräge, schwer fassbare Sounds dem Publikum vor die Füße wirft und es damit beeindruckt zurücklässt.
B. Fleischmann geistert schon lange – seit den 90er Jahren – in den Gefilden zwischen Electronica und Indie herum, beheimatet bei Morr Music, einem Label, das es schon immer verstand, scheinbar trennscharfe Genres miteinander zu verknüpfen. Die illustren Nachbarn von B. Fleischmann? Zum Beispiel: Lali Puna, Múm, Isan, Seabear, Sin Fang, Sóley, It´s A Musical, Masha Qrella, Tarwater, FM Belfast, Telekinesis, Ms. John Soda, Tied & Tickled Trio, Electric President, The Go Find. Der Österreicher B. Fleischmann jedenfalls hat mit „I’m Not Ready For The Grave Yet“ sein mittlerweile 9. Album veröffentlicht, widmet sich diesmal nicht nur diversen Instrumenten sondern auch dem Mikrofon und dem „apokryphe Flirren des Daseins, das an einem vorbeirauscht und immer weniger Zeit zum Durchatmen und In-Angriff-Nehmen lässt – „yesterday we thought/tomorrow we would/today we say/tomorrow we should“ –, so eine Zeile des fast schon kopfnickerischen „Tomorrow“, das über das Vertagen, wohl auch über das Verjähren des Vertagens und die Fadenscheinigkeit jeder Planung verweist.“ (Presseseite Morr Music) Uff! Melancholie wird nach wie vor mit Beats unterlegt, Loops und Samples überholen einen im Alltagstrott, das ist digitaler Zeitlupenpop mit Shabby Chic.
Adrian Crowley, irischer Singer-/Songwriter, wird sich dem anderen Teil des Konzertes widmen. Düstere, schleppende Songs, mit schmeichelnder Stimme vorgetragen, immer haarscharf an Kitsch und Trübsal vorbeischrammend, sind die Lieder dieses mir bislang völlig unbekannten Künstlers wunderschöne Hintergrundmalerei für die eigenen vier Wände und live vermutlich eine Offenbarung.
Das PPZK-Songwriterfestival „Talking About Songs in My Neighborhood“ basiert auf der Idee, dass die beteiligten Künstler des Festivals nicht nach und nach als geschlossene Einheit die Bühne entern (und verlassen) sondern das geplante und spontane Miteinander im Vordergrund steht. Ein Experiment! Gefährlich auf der Grenze balancierend zwischen öffentlicher Probe (meist anstrengend) und diesen kribbelnden Momenten, in denen Live-Musik für aktiv und passiv Beteiligte zum Zentrum der Welt wird und man weiß, dass man etwas ganz Großem beiwohnt. Hartes Brot und Gänsehaut…
Insgesamt sind sechs Singer-Songwriter in folgenden Locations am Start, die alle nicht zu den bekanntesten ihrer Zunft zählen, aber durch die Bank weg mit sehr viel Talent und Leidenschaft im Gepäck anreisen.
Einen Soundcheck hat Julia Stone überhaupt nicht mehr nötig. Seit 2007 hat sie sich gemeinsam mit ihrem Bruder und „A Book Like This“ ganz tief ins Herz gegraben und viele meiner Wege begleitet. The Beast bringt immer auch den Geruch des Meeres mit sich, viele Erinnerungen und tanzende Sonnenstrahlen. Nun traumwandelt Julia Stone schon einige Zeit auf Solopfaden und natürlich umgarnt einen auch dabei ihre zarte Stimme auf Katzenpfötchen, unschuldig und zuckersüß. Das kann ich mir nicht jeden Tag antun, wirklich nicht, aber es gibt eben immer wieder Kopfhörermomente, das abgeschottet sein und (ach lasst mich doch alle in) Ruhe-Phasen, in denen das sehr wohl die exakt richtige Musik ist. Ende Mai erscheint ein neues Album und das hier ist das erste Video dazu:
Mit Kristofer Åströms letzen Album Sinkadus (2009, Startracks) verbinden mich Erinnerungen an einen altersschwachen, rostroten Toyota, Linksverkehr auf schmalen Straßen und Landschaftsszenen, die mir so manches Mal die Sprache verschlagen haben. Was vielleicht einigermaßen anschaulich klingt, aber eigentlich Quatsch ist, denn ich war meistens allein unterwegs und spreche nur in Ausnahmefällen laut mit mir selbst.
Der Rest stimmt aber und Kristofer Åström hat mich mit Sinkadus auf einigen der 9956 km begleitet, die ich mit meinem klapprigen Van in Neuseeland zurückgelegt habe.
»driving an old man’s car, going not fast but far
no matter where we are, sky’s like an open bar«
Und so kann ich kaum einen seiner Songs hören, ohne nicht wenigstens einen kurzen Sehnsuchtsgedanken auf die andere Seite der Erdkugel zu schicken. Trotz seiner schwedischen Herkunft klingt Åströms Musik nach amerikanischer Weite, nach staubigen Straßen und abendlichem Lagerfeuer am Strand.
Der kanadische Wind hat uns einen fantastischen Singer-/Songwriter herbeigeweht. Peter Katz heißt der Mann, der in einem riesigen Segelschiff auf uns zusteuert und dabei von zerreißend schönen Melodien umweht wird. An Bord befindet sich nicht nur sein aktuelles Album First of the last to know sondern auch eine prominente Besatzung. Zwischen den Solostücken befindet sich ein Duett mit Glen Hansard (Swell Season) und ein gemeinsamer Song mit Melissa McClelland. Obwohl er beim besten Willen nicht auf musikalische Unterstützung angewiesen wäre. Denn Peter Katz schreibt beeindruckende Texte, in denen er nicht nur die Tragik sondern auch die Schönheit des Lebens auf den Punkt bringt. Eingebettet in die harmonischsten Kompositionen dieser Zeit, singt er diese dann so hingebungsvoll, wie es nur die Wenigsten können.
»Peter Katz ist unabhängig von irgendwelchen Musikvorlieben einfach jedem zu empfehlen – zweifellos.«
burnyourears.de
Multiinstrumentalistin Maria Taylor, in der Vergangenheit gemeinsam mit Orenda Fink als Azure Ray unterwegs, erfindet Indie-Pop mit Countryeinflüssen nicht neu, geht aber dank sanfter Stimme und melancholischen Melodien gut ins Ohr. Leider lullt (mich) ihre Musik auch ein bisschen ein, läuft damit Gefahr in den Hintergrund zu rücken und zur perfekten Untermalung von Cafészenen und Filmküssen zu werden. Nette Feel-good-Musik für halbwegs erwachsene Hörer – die Liveversion kann natürlich durchaus mitreißend sein, das dürft Ihr gern überprüfen.
Scheuen Akustik-Folk spielt Unbunny aka Jarid del Deo seit mehr als 15 Jahren und ist noch immer Geheimtipp und Herzensangelegenheit. Unter Kopfhörern funktioniert Unbunnys Musik ganz hervorragend – und live vermutlich auch.
Über die dritte Band des Abends informiert Ihr Euch am besten auf der Seite des Beatpols
Feines Fundstück mit dem Potential demnächst auch bei MDR Figaro oder anderen Kulturradios zu laufen: The Boy Who Trapped The Sun aus London, der mit bürgerlichem Namen Colin MacLeod heißt. Fireplace als Albumtitel und Versprechen, genau diese Kaminzimmerstimmung auch heraufzubeschwören. Musik, die sich auch wunderbar beim Füße-im-Wasser-baumeln-lassen hören lässt oder mit runtergekurbelten Autofenstern und gemütlichen 80 km/h auf der Alleenstraße, Sonnenstrahlenflimmern im Haar. Simpel ohne langweilig zu sein, leise – aber laut genug, um gehört zu werden. Das ist keine Musik zum Mitsingen, hier wird verträumt gesummt. Katy ist das Lied fürs Fingerschnippen. Schöne Stimme, unaufgeregte Melodien, ein bisschen Travis (was machen die eigentlich?), ein bisschen Elliott Smith – The Boy Who Trapped The Sun ist derjenige, der im Video einer Großstadt immer an einem Punkt stehen bleiben würde, während um ihn herum alles in Bewegung ist. Hit: Home, Hörproben hier.
Folgendes Szenario: Ein bärtiger Mann mit Hundeblick auf verrauschten Schwarz-Weiß-Promofotos singt Lieder, die „Sinking“, „The Wonder Of Falling In Love“ oder „Buried Alive“ heißen. In einigen seiner Videos spielt Wasser eine Rolle, tief, unergründlich, in Bewegung, manchmal auch in Form verwässerter Augen.
Frage: In welcher Musikrichtung hat es sich der Sänger behaglich eingerichtet? a) Bluegrass b) Funk c) Vocal House d) Sonstiges?
Antwort: Der in NYC lebende Australier Scott Matthew beherzigt jedwedes Klischee des Kammerfolk-Sängers, erhebt klagend seine Stimme, erinnert an Antony Hegarty, Finn. und manchmal auch David Bowie. Erstes Aufhorchen erreichte er durch seine Beiträge zum ohnehin großartigen Soundtrack von Shortbus.
Drei Alben später gastiert Scott Matthew am Dienstag in der Lukaskirche (!) mit Liedern über Liebe und Leid. Taschentücher mitnehmen!
with every sweet hello there’s a bitter good bye with every happy song there’s the one to make you cry