Der Wochenausklang ist diesmal auch Hinweis auf das Konzert von Love Inks am Dienstag in der scheune, wenn Elektro Dream Pop zwischen Cocteau Twins, Beach House und The XX mit einer laid-back Singstimme scheinbar alles leichter macht und sich minimalistisch cool in den Gehörgängen festhakt. Und vielleicht kommen die Texaner ja tatsächlich noch groß raus (zum Beispiel durch die hohe Kompatibilität der Songs für Werbung … btw: erinnert sich noch jemand an Chairlift?) – dann seid Ihr dabei gewesen. Uneingeschränkt großartig jedenfalls: Blackeye.
Im Norwegen der 70er und 80er Jahre wurden die meisten Ehen geschieden, weil die betroffenen Ehemänner ihren hart verdienten Lohn für den „an Sucht grenzenden Erwerb von Rockmusikschallplatten“ ausgaben und nicht zum Wohle der Familie. So jedenfalls hat es mir mal ein norwegischer Tourbegleiter erzählt und man mag es auch durchaus glauben, wenn man einen Blick auf die musizierenden Söhne und Töchter des Landes wirft. Die haben alle ne ziemliche Schacke. Und das wiederum haben ja angeblich – zumindest laut Aussage meines einstigen Konfirmandenlehrers – alle Scheidungskinder. Außerdem haben diese musizierenden Söhne und Töchter Norwegens alle einen dermaßen breiten musikalischen Background, als wären sie nicht im Kindergarten sondern im Plattenladen groß geworden. Welche Band vor Motorpsycho hat psychedelischen Rock so elegant und organisch mit Country und Jazz zu vermengen verstanden? Und wie viele Leute haben so viel dazu beigetragen, dass sich die europäische Folk- und Elektroszene so nah gekommen sind, wie Erlend Øye?
Zwei Leuchttürme der norwegischen Indieszene, die auf ihre Art und Weise den Weg bereiteten für die „New Bergen Wave“ und damit auch für die durchgeknattertsten Rotzlöffel der Saison: Ladies & Gentlemen, please welcome Kakkmaddafakka!
Kakkmaddafakka stammen aus Bergen und sind ein Haufen äußerst sympathischer, lustiger aber ebenso hochbegabter Jungs von nebenan. Die bereits 2004 gegründete Combo eroberte das kleine Norwegen wie im Sturm und in diesem Jahr – mit neuem Album im Gepäck – endlich auch den Rest Europas. Wie sagt man so schön: First we take Brumunddal – than we take Berlin! Und zwar – mega Pluspunkte vom Oldschool-Indieander – ganz ohne Tattoos!
Den Stil der Jungs zu beschreiben, ist nicht ganz einfach und dann wieder doch. Also jedenfalls wenn man auf Begriffskonglomerate wie RapFunkDiskoRock (würg) steht. Notiert habe ich mir Einflüsse von Madness, Electric Light Orchestra, Sly Stone, Blur, Kinks und karibischem Calypso. Und ich mag das alles….
Astreine Motivationsmusik haben die Norweger mit dem klangvollen Namen Kakkmaddafakka da fabriziert. Restless wackeln Beine und Köpfe, ausgelassen fliegen Arme in Karohemden und Streifenshirts in die Höhe und über allem schwebt ein sinnfreies Grinsen, weil die Skandinavier mit ihrem verspielten funky Disco Rock, dem es auch nicht an temporären Offbeats und afrikanischen Rhythmen mangelt, jetzt auf ausgedehnte Clubtour gehen, nachdem sie bei Festivals bereits gebührend abgefeiert wurden. Das könnte ein ganz ganz großer Spaß am Dienstag werden!
Morgen sollten alle Bewunderer von isländischer Musik in die scheune pilgern.Sin Fang und Sóley werden aufspielen und das kann eigentlich nur zauberhaft werden, haben sich um Lichtblicke und Herzerwärmung doch schon Seabear gekümmert, die Combo, bei der beide Interpreten mitwirk(t)en. Ich hoffe, Sin Fang hält sich ans Vermummungsverbot, ansonsten darf er sich natürlich gern künstlerisch verausgaben.
Mit seiner Band Seabear stand der Isländer schon auf der einen oder anderen Dresdner Bühne. Nun wird er uns am 16. September mit Summer Echoes das zweite Album seines Soloprojekts Sin Fang vorstellen.
Summer Echoes wird im Pressetext als detailverliebte Wohlfühlmusik mit ganz eigenen Sound beschrieben. Und wirklich, der Reiz dieses Albums verbirgt sich in einzelnen Details, die sich beim zweiten, dritten, vierten,… Mal Hinhören entfalten und festsetzen: Eine Melodie, ein Gitarrenriff, ein Beat, eine Textzeile. Und immer wieder Sindris Stimme. Nichts für schnell mal nebenbei – da löst mancher der Songs bei mir eher unwohlige Genervtheit aus. Genau wie so ein alberner Bart aus Spitzendeckchen … weiterlesen…
Ninja Daedelus ist bald in der Stadt. Das wird bunt, sicher auch ein bisschen verrückt, kurz Love To Make Music To. Ich will hier gar nicht viel erzählen, macht Euch einfach selbst ein Bild:
Bis zum Date am 22.9. pfeifen wir noch ein bisschen hier mit, ok?
Weil der Player so hübsch ist, GusGus demnächst in der Stadt sind und mich auch das Live-Video der Isländer vom Hocker reißt, kurz und knapp was zum Gucken und Hören (und Vorfreuen).
Still need a tag? Why not: Icelandic Hi-Tech Soul. (Kompakt)
Arms and Sleepers sind wieder in der Stadt. Wer sie im Januar 2010 in der Scheune erlebt hat, wird sich wahrscheinlich noch gut an die sehr spezielle Stimmung erinnern können, die sich bei mir wie folgt anfühlte: eingehüllt in einen Soundcocon, die traumverlorenen Animationen auf der Leinwand betrachtend und doch einen ganz eigenen Film fahrend, mit geschlossenen Augen zur atmosphärischen Basslast wippend lächeln. Es war eine Panormafahrt mit unbestimmtem Ziel, der Ausblick auf Post-Rock, Electronica, Downbeat, Experimental und Ambient ganz wunderbar. Die Art von Konzerten, bei denen man auch inmitten von 100 anderen ganz allein ist. Nicht schlimm. Nein. Schön melancholisch.
Es folgen Rückblick und Ankündigung in einem, denn Mitbegründer, Miteigentümer und Programmchef des Hamburger Clubs Uebel & Gefährlich, Tino Hanekamp, hat ein Buch geschrieben, seine Lesereise führt ihn auch nach Dresden und ich habe So was von da schon mal gelesen:
Oskar Wrobel, Clubbetreiber – jung, beliebt, verschuldet, erpresst und verkatert sucht nach dem, was wichtig ist. Sein Club wird abgerissen, in der Silvesternacht (ausgerechnet!) steigt die große Abschiedsparty. Und Oskar denkt immer nur an seine erste, einzige und große Liebe – Mathilda. Wie langweilig! Tausendmal gelesen. Dachte ich. Aber sieht eben verdammt gut aus … (der schwarze Buchschnitt!) weiterlesen…
Als ich Kat Frankie im Herbst 2008 das erste Mal live erlebte, saß sie verhuscht und mit Akustikgitarre „bewaffnet“ auf einem Barhocker und überraschte nicht nur mich mit einer geradezu unheimlichen Präsenz und Stimmgewalt. Gewalt im Sinne von Herrschaft über die Töne, Heftigkeit der besungenen Emotionen und Schonungslosigkeit der Texte. Das ist Kat Frankies Stärke: scheinbar zart und dabei so kraftvoll zu sein. Am Donnerstag stoppt sie auf ihrer Tour mit zweitem Album und Band in der Scheune und ich empfehle jedem, der sich auf Singer-/Songwriter einlassen kann, einen Besuch dieses Konzerts, denn: „Kat Frankies Stimme lässt niemanden kalt, ihre Lieder lösen selbst bei nüchternen Menschen Gänsehaut aus.“ (TAZ)