Die Seitenstraße im Hecht macht ihrem Namen alle Ehre und ist nicht gerade weltberühmt. Dass sich dort hinter dem geduckten Friseursalon „Schnitte“ und schräg gegenüber der „Seite“ die Reste eines alten kleinen Ballsaal verbergen, ahnen sicher nicht mal die meisten Anwohner. Johannes Gerstengarbe, einer der wenigen künstlerischen Pop-Produzenten in Dresden, die von ihrer Arbeit leben können, erfuhr durch Zufall beim Friseurbesuch von dem verfallenen Juwel in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Er wurde hellhöriger als es sein Beruf eh verlangt und bekam raus, dass die Eigentümer (eine Erbengemeinschaft aus Heidelberg) sehr an einem professionellen Mieter aus der Kreativwirtschaft interessiert war.
Heute morgen habe ich ihn in der „Bruchbude“ besucht, die bis vor einigen Jahren eine Druckerei beherbergte und im nächsten Jahr als Studio für Ton-, Foto- und Videoproduktionen in neuem Glanz erstrahlen soll und war total begeistert. Wer bei diesen Räumen keine Fantasien entwickelt, sollte Beamter werden.
Größte Erwartung war vorab sicher, mit der Impulskonferenz Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltungen zu erreichen, die bislang wenig Berührungspunkte mit der Kreativwirtschaft finden konnten oder wollten. Das ist sicher gelungen.
Wichtigste Erkenntnis war, dass die Stellen beim Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes bis zum Jahr 2014 gesichert werden konnten. Wie bedeutend die Arbeit von Katja Großer ist, wurde nicht umsonst mehrfach betont. Wir freuen uns darüber sehr. An die Adresse des Freistaats und der Kommunen gerichtet sei aber gesagt, dass sich diese nicht weiter dahinter verstecken sondern mit dem Träger der Bundesinitiative gemeinsam nach Wegen suchen sollten, dieses Engagement langfristig zu sichern bzw zu ergänzen.
Super geklappt hat der Kreativparcours zur Einstimmung auf die Konferenz, den viele der Gäste mit großem Interesse absolviert hatten und sich so mit Kreativschaffenden aus Dresden und Leipzig über ihre Arbeitswelt austauschen konnten. Wir Leipziger sind sehr glücklich über die Entstehung von Wir Gestalten Dresden eV, um auch in Zukunft bei solchen Veranstaltungen gemeinsam auftreten zu können. Auch in der Landespolitik wird der Druck spürbar zunehmen, wenn die Branchenverbände beider Großstädte hier gebündelt auftreten. Und erste Pläne sind mit Blick auf die Landtagswahl 2013 bereits am Entstehen..
Erhofft habe ich mir eine Vernetzung der Akteure der KKW. Das ist auch im Kleinen geschehen, dafür waren die Stände am Anfang sehr sinnvoll. Besonders positiv fande ich die Präsenz von realtiv vielen politischen Akteuren. Deshalb erhoffe ich mir eine mutige und vor allem zeitnahe politische Resonanz auf das Event – finanzielle Unterstützung, Verbesserung der Arbeitsbedingungen von außen… Großartig waren die Key Notes von Sebastian Dresel – Beauftrager für KKW in Mannheim – der die Veranstaltung sehr inspirierend zusammengefasst hat.
12. Mai 2012, 13:00 Uhr to 13. Mai 2012, 20:00 Uhr scheune, Dresden
Auf dem Hechtfest, in der Blauen Fabrik und in der scheune – das T-Shirt Festival wächst seit zwei Jahren unermüdlich: am Wochenende wird im Gegensatz zum etwas vollgestopften Aufbau im Dezember auch noch der Saal als Ausstellungs- und Verkaufsfläche hinzugezogen, sogar ein Catwalk soll entstehen, der 20 Uhr beschritten wird. Samstagnacht wird durchgetanzt, Idealfun mit Credit00, Vogelmenach, Bronko T! DaWanda ohne Computer – kreativ und selbst gestaltet, Textilien und Schmuck – zwei Tage und eine Nacht zwischen Siebdruck, Kunst und Party. High five!
„djummi-records möchte im großen allgemeinen Soundgrau bemerkenswerte Musik entdecken, sie präsentieren und bekannter machen. In unserer Stadt und in der ganzen Welt. Dabei soll sich das Engagement nicht nach kommerziellen Gesichtspunkten richten, sondern nach kreativen, geschmacklichen, künstlerischen usw. (…) djummi-records veröffentlicht genreübergreifend. Es zählen allein Originalität, Qualität, Leidenschaft und Sympathie. (..) djummi-records hat dabei einen gewissen Fokus auf die Dresdner Musiklandschaft und ist offen für Musik aus dem Rest der Welt.“
Wer meine Meinung zu Marke, notwendiger Nischenorientierung und klarer Zielgruppe kennt, der ahnt bereits jetzt, dass ich dem Konzept des neuen Dresdner Netlabels djummi eher skeptisch gegenüber stehe. „Bemerkenswerte Musik“ ist keine Szene, in der man sich etablieren kann und „sympathische“ Acts gibt es im Schlager genauso wie im Crustcore. Sprich: Es wird schwer, die selbe Sprache der Acts und vor allem des Publikums zu sprechen! Das erhöht die Befürchtung, dass sich bewahrheitet, was in der Pressemitteilung eröffnend (hoffentlich) als Scherz gemeint ist:
„Mein Kollege Steffen und ich haben etwas recht langweiliges gemacht: Nämlich ein x-tes Netlabel oder so etwas ähnliches eröffnet.“
Nichtsdestotrotz ist das Engagement von Steffen Koritsch und Marco Sebastian Christ absolut zu begrüßen! Jeder einzelne, der sich sich mit dem notwendigen Vertragsrecht, der (digitalen) Distributionspolitik und den Marketinggesetzen im Musikbusiness beschäftigt, wird auch dann der Szene helfen, wenn die ersten Schritte vielleicht etwas unscharf und schwammig bleiben. Aus lokalen Projekten wie diesen sind gewaltige Festivals und internationale Labels hervorgegangen. Learning by doing heißt die Devise! Darum wünsche ich Steffen und Marco von Herzen viel Erfolg und viele positive Erfahrungen bei ihrer Arbeit.
Sie sollten sich – genau wie alle Musiker, Manager, Labels und Booker – den 05.05.2012 im Kalender notieren, denn da gibt es ein kleines Get-Together der Dresdner Indieszene im Hof der Groovestation. Dazu in Kürze mehr!
Nachdem die Kollegen beim Flurfunk neulich einen Blick auf Deutschlands Youtube-Szene geworfen haben, werfen wir mal ein eiliges Auge auf die Youtube-Aktivitäten in unserem lokalen Umfeld.
Auf Spracheffekte als Witzelement setzt zum Beispiel das Espitas. Billig, aber irgendwie: leider geil!
Das neue scheune TV weist ein sehr, sehr geiles Artwork auf, schießt aber völlig am Ziel vorbei, den Leuten Lust auf die einzelnen Shows zu machen! Es fehlt jeglicher musikalischer Bezug und jede persönliche Note. Bitte mit O-Tönen und musikalischen Referenzen optimieren oder auf 30 Sekunden kürzen.
Gestern hat sich in der Groovestation – wie angekündigt – unter dem Deckmantel des ehemaligen Agenturnetzwerks „Wir gestalten Dresden“ ein Branchenverband für Kreative und Kulturwirtschaft in Dresden gegründet. Die federführenden Mit-Initiatoren Claudia Muntschick und Maik Roßmann wurden zum Vorstand gewählt, ein Aufsichtsrat vertritt die 12 Teilbranchen. Die Sparte Musik repräsentiert der Nils vom Musikzentrum Volume11. Eine gute Wahl, finde ich! Über 35 Mitglieder und 6 Fördermitglieder sind von Anfang an dabei. Jetzt müssen konkrete Ziele geplant werden. Einer der nächsten Schritte werden ein Kommunikationskonzept für die interne und externe Kommunikation sein. Da aber bereits mehrere Agenturen ihre Unterstützung signalisiert haben und zu den Mitgliedern und Förderern gewiefte Netzwerker wie Andreas Schanzenbach und Peter Stawowy gehören, dürfte es auch da schnell voran gehen.
Ich wünsche viel Erfolg und hoffe, dass in Dresden durch den Branchenverband mehr Leute für die Bedeutung der Kreativwirtschaft sensibilisiert werden. Dresden ist mehr als barock!
Eigentlich war die Gründung eines Branchenverbandes für Kreative und Kulturwirtschaft in Dresden ja bereits im Dezember geplant. Nachdem man sich damals aber noch beschnuppern und branchentypisch lange diskutieren musste, ist es am 29. Februar tatsächlich soweit.
Bereits heute online gegangen ist die Website vom Projekt „Flying Music Circus“, bei dem Akteure aus Leipzig, Chemnitz und Dresden versuchen wollen, unter Schirmherrschaft von Sebastian Krumbiegel die Vernetzung der Sächsischen Subkultur voranzubringen.
Wir gestalten Dresden – Aus Agenturbündnis wird Kreativwirtschaftsverband
Wir gestalten Dresden war bisher als Name des Dresdner Agenturbündnisses von über 70 Kreativagenturen bekannt. Dieses Bündnis stellt seine Arbeit ein und übergibt den Namen an einen gänzlich neuen, davon unabhängigen Branchenverband der Dresdner Kultur- und Kreativwirtschaft.
Der Branchenverband will vorhandene Strukturen der Branche sichtbar machen und ein öffentliches Verständnis festigen, Leistungen der Akteure kommunizieren und seinen Mitgliedern direkte Unterstützung bieten.
Er soll die interdisziplinäre Vernetzung stärken, den Transfer von kreativem Know-how zu Unternehmen und öffentlichen Institutionen konkret fördern und die Eigeninteressen seiner Mitglieder gegenüber Politik und Verwaltung wirksam vertreten. Die Mitglieder des Verbandes wollen aktiv Rahmenbedingungen mitgestalten und auf lokaler Ebene nachweisen, dass einfließende Wünsche und Anforderungen von Mittelständlern zum Großteil deckungsgleich mit jenen der wirtschaftlichen Kleinunternehmer ausfallen. Auf die in Dresden aktuell anstehende Gestaltung kommunalpolitischer Regulierungsmittel möchte der Verband konkret einwirken.
Die Gründungsversammlung: 29. Februar, 19 Uhr, GrooveStation/Lofthouse, Katharinenstraße 13
Flying Music Circus – Spitzenförderung für die Subkultur
Das Projekt Flying Music Circus ist Ergebnis einer Netzwerkarbeit zwischen Musikinitiativen in Leipzig, Chemnitz und Dresden und unterstützt sächsische Künstler in den drei wichtigsten Bereichen: öffentliche Wahrnehmung, Gigs in anderen Städten sowie Grundwissen zur Musikwirtschaft. weiterlesen…
Der Dresdner Thomas Böcker gilt als Pionier der „Videospielmusik“ in Europa. Als ich vor ziemlich genau zehn Jahren zum ersten Mal von seiner Leidenschaft für dieses Genre hörte, schlug ich als Vertreter der damals noch prosperierenden Indiepop-Branche ehrlich gesagt die Hände über den Kopf zusammen. Abgesehen davon, dass sich bis dato meine Vorstellung von Games-Musik auf polyphone Loops beschränkte, war es seinerzeit auch tatsächlich noch lange nicht so, dass Musik für Games in der Branche als kommerzielle Chance gesehen wurde. In Japan war das damals schon anders und hierzulande ist es das bekanntlich mittlerweile auch!
Mittlerweile blickt Thomas – wie hier schon erwähnt – auf einige sehr spannende Projekte zurück. Erstes Highlight dürfte das Symphonische Spielemusikkonzert während der Games Convention 2003 gewesen sein. Ein wirklich umwerfender, mitreißender Konzert-Abend mit legendären Spiele-Symphonien, fantastischen Musikern (Das Tschechische National Symphony Orchester) und 2.000 jungen, enthusiastischen Zuschauern. Das Feedback sprach für sich und sorgte dafür, dass in den Folgejahren fünf jeweils individuell zusammengestellte Konzerte als Eröffnungszeremonie der Convention durchgeführt wurden, bis sie 2008 durch eine Video Games Live-Show in der Arena Leipzig ersetzt wurden.
CD „Symphonic Odysseys: Tribute to Nobuo Uematsu“ jetzt draußen
In einer spontanen Aufbruchs-Stimmung wurde bei einem von den Sächsischen Grünen veranstalteten Netzwerktreffen der Dresdner Kreativwirtschaft am 29.10. der Plan geboren, einen Lobby-Verband zu gründen. Da ein Verein die realistischste und logischste Rechtsform für ein solches Vorhaben ist, war davon die Rede, bereits am Nikolaustag einen Verein zu gründen, in dem Vertreter bestehender Strukturen und EinzelkämpferInnen sich zusammenschließen. Die Vereinsgründung wird zwar am 06.12. nicht erfolgen, aber zu den Punkten gehören, die im Friedrichstadt Zentral diskutiert werden. Ein Verein sei zum derzeitigen Zeitpunkt zu verbindlich und auch wenn der Aufwand für die Gründung sehr gering sei, so mache doch die kontinuierliche Betreuung sehr viel (ehrenamtliche) Arbeit, daher wolle man erst einmal mit potentiellen Mitstreitern in die konkrete Diskussion eingehen und Versuch machen, als eine Art Überbau ohne eigene Rechtsform zu agieren.
Einladen tun unter anderem Liane Hoder (Projektschmiede), Kristine Schmidt-Köpf (Künstlerbund Dresden), Jana Betscher (Kulturmagazin Dresdner), Claudia Muntschick (Selbstständige Stadtentwicklerin und Architektin), Magnus Hecht (scheune), Maik Roßmann (weissgrau), Martin Fiedler (neonworx), Andreas Schanzenbach (Cromatics) und Felix Liebig (Metropole Pieschen). Sie definieren die Ziele für den Abend wie folgt:
Eine Stimme bilden: Kreative Potenziale sichtbar machen, Bedürfnisse und Interessen aufnehmen, kommunizieren, gegenüber Politik vertreten, Strukturen bedarfsgerecht praktisch mitgestalten, Agenda medial beeinflussen.
Kurz vorm Ende des 15. Cynetart Festivals kommen wir hiermit zu einem weiteren Veranstaltungshinweis. Nachdem Katja Kullmann gelesen hat (ich war nicht da und hatte trotzdem eine Meinung :)), getanzt und installiert wurde, der Körper als Medium erfahren, das Digitale dem Analogen den Ausgang gezeigt hat, die lokale BILD Berichterstattung immerhin einen ausgestellten Vibrator erwähnenswert fand, computergestützte Kunst wahrnehmbar gemacht wurde, gibt es am 25. und 26.11. mit CineChamber auf 6 x 12 Meter Fläche die totale audiovisuelle Erlebniswelt. Scenic Route Tapete statt Raufaser. Wer, Wann, in welchem Modul aktiv ist, erfährt man auf den Seiten des Festivals. Am Samstag gibt es im Anschluss mit Automatique Clubbing noch ein furioses Finale. Mein technisches Verständnis ist ja ehrlich gesagt recht limitiert, also versuche ich mich auch gar nicht erst in Erklärungen. Das können die Veranstalter ohnehin besser, also arbeitet Euch durch die verlinkten Informationen oder noch besser: Fahrt nach Hellerau!