Abseits der übermächtigen SG Dynamo und dem übergebliebenen Haufen treuer DSC-Supporter, geht in Sachen Fanwesen im Dresdner Fußball eher wenig. Zu viele Vereine streiten sich um zu wenige Zuschauer, finden so zu wenig Sponsoren, um durch sportliche Attraktivität mehr Fans zu gewinnen. Die sportliche Nummer 2 der Stadt ist aktuell die „Post“. Auf dem Platz an der Hebbelstraße hat sich der Sonntag Vormittag als Anstoßzeit etabliert und lockt immerhin die halbe Nachbarschaft zu einem gemütlichen Frühschoppen. Zwischen 100 und 200 Besucher finden sich je nach Wetterlage ein, heißt der Gegner Chemie Leipzig kommen inklusive Gästefans auch mal 550. Handfeste Sportplatzatmo mit Bratwurst und Besuchern aller Altersklassen. Ähnlich sieht es bei den anderen „Großen“ wie der SG Weixdorf oder in Laubegast aus. Beim SC Borea, lange Jahre die sportliche Nummer 2 bis 3 in der Stadt, finden sich gleich die zwei wahrscheinlich kleinsten Fangruppen. Ein unverwüstliches Rentner-Trio mit eigener Leistungsfußballvergangenheit und Robert und sein Plus Eins aka „Die Edelfans“.
Den skurrilsten Fanblock findet man bei der SpVgg Dresden-Löbtau 1893. Dort feiert eine Handvoll positiv verrückter Zeitgenossen im „Kleingartenblock“ das Team (und sich selbst), dass es eine wahre Freude ist.
Man darf davon ausgehen, dass Stefan Böger bei Dynamo Dresden nicht wegen der Tabellensituation gehen musste und die über die Medien kolportierte fehlende individuelle Entwicklung der Spieler allein kann und wird es auch nicht sein. Wir reden über ein halbes Jahr Arbeit mit viel Verletzungspech und Spielern, die durch die Bank weg nicht vom Dorf kommen, sondern bereits in der Jugend auf höchstem Niveau ausgebildet wurden und bereits Erfahrungen in Männerbereich gesammelt haben. Riesige Entwicklungssprünge sind da in sechs Monaten nicht zu erwarten. Im Fokus stehen vielmehr wachsende Erfahrung und größeres Selbstbewusstsein durch Spielpraxis und die Arbeit an individuellen Schwäche.
Also wird es im Wesentlichen um Vertrauensverhältnisse und Arbeitsabläufe gehen und die sind gerade bei einem Club wie Dynamo Dresden extrem wichtig. Mittlerweile bestätigt Aufsichtsrat Dr. Jürg Kasper sehr sachlich, dass Böger die Punkte Leistungsdiagnostik, Psychologie, Spielvorbereitung und Trainingsgestaltung grundsätzlich anders umgesetzt hat, als im sportlichen Konzept geplant.
Die entscheidende Frage ist, ob ein Chef-Trainer im (deutschen) Profifußball nicht die 100%ige Hoheit bei diesen Punkten haben sollte oder ob er sich wirklich an einem Konzept der sportlichen Leitung entlang hangeln muss.
Vielleicht wäre es daher nur allzu logisch, wenn bei Dynamo Dresden offen über ein englisches Modell nachgedacht würde, bei dem Ralf Minge nicht die klassische deutsche Rolle des Sportdirektors einnimmt, sondern die Rolle des englischen Teammanagers. Der sogenannte Teammanager (wie z.B. Sir Alex Ferguson) leitet zwar nur selten das Mannschaftstraining, hat aber zumindest bei der Mannschaftsaufstellung das letzte Wort. Das Training leiten meistens Co-Trainer, sodass sich der Manager seinen Managementaufgaben widmen kann. Die Einführung dieses Modells (Babbel, Magath) ist zwar in Deutschland eher erfolglos geblieben, aber das lag nicht zuletzt an ziemlich machtgeilen Personen in der eigentlichen Vereinsführung. Natürlich verlangt so ein Modell nach einen großen Stab. Und nach viel Vertrauen im Team. Aber das ist die Aufgabe des Teammanagers.
Ralf Minge wäre – so denke ich – ziemlich perfekt geeignet, um diese Rolle bei Dynamo Dresden einzunehmen. Extrem viel Sachverstand, hohe emotionale Bindung zum Verein, ein gutes Netzwerk, ein Auge für Talente: Beste Vorraussetzungen für eine kontinuierliche Arbeit. Alex Ferguson war bei ManU über 25 Jahre Teammanager. Er hat den Verein geprägt wie kein zweiter. Ralf Minge könnte der Alex Ferguson von Dynamo werden. Wenn man ihn lässt. Wenn er wirklich will. Logisch wär´s und ohne jemanden vorzuverurteilen: Die Verpflichtung von Peter Nemeth als Trainer spricht eher für dieses Modell als dagegen.
Seit langem mal wieder was in der Rubrik "Mittellinie". Wird ja auch Zeit :-)
Auf dem Dresdner Marketing-Fachportal Sputnika erschien am Freitag ein Gastbeitrag von Jens Herrtrampf, in dem er RB Leipzig überschwänglich als vorbildhaftes Live-Marketing-Instrument für die Marke Red Bull deklamiert. Vor allem, weil aus Überschrift („Lehrstück“) und Inhalt der Eindruck entstehen, das Konzept RB Leipzig sei reproduzierbar, möchte ich darauf antworten. Denn das ist es eindeutig nicht so ohne weiteres. Außerdem muss der Beweis erst erbracht, werden, dass das Projekt wirklich positiv auf die Marke einspielt. Ich hab da so meine Zweifel. weiterlesen…
Meine beiden Herzensclubs sind zufriedenstellend in die zweite Liga gestartet. Während bei St. Pauli Marc Rzatkowski und Christopher Nöthe eindeutig mehr Ballsicherheit und Kreativität ins Spiel gebracht haben, überzeugte Dynamo vor allem mit einer stabilen Abwehr, die mir in Anbetracht der Zielstellung Klassenerhalt eindeutig wichtiger erscheint als der immer wieder geforderte zweite Stürmer. Gegen Bochum spielte Dynamo mit einem sehr klaren 4-2-3-1 und ließ dabei weniger Torszenen der Gastgeber zu, als Union Berlin in der Woche zuvor im eigenen Stadion. weiterlesen…
Ob „Erfinder“ und Produzent Gerald Holfert jemals auf meinem Blog war? Keine Ahnung. Und es ist mir auch egal. Ich wünsche ihm jedenfalls von Herzen viel Erfolg mit dem Produkt und vielleicht fällt ja eine kleine Spende für den Partnerclub im Dresdner Norden ab, wo schon der Erlös in die Nachwuchsarbeit fließen soll? Fürs erste würde eine Test-Palette ja reichen :-)
Beim Stöbern in einem alten Kicker Sonderheft von 1985 bin ich bei den Tabellen der Amateur-Oberligen hängengeblieben. Was für klanghafte Namen, was für Erinnerungen und … was für Überraschungen. Neverever hätte ich die Millionenfrage: „Welcher Kassler Fußballclub stand im Jahr 1985 vor dem KSV Hessen?“ richtig beantwortet. Wahrscheinlich hätte ich Baunatal gesagt und mächtig auf die Plotze gekriegt, weil Baunatal gar nicht Kassel ist.
Den CSC 03 Kassel jedenfalls, den hatte ich nun wirklich nicht auf dem Schirm. Und da ich immerhin zwei (wunderbare) Jahre in Kassel verbracht habe, musste ich doch ein wenig recherchieren. Wozu gibt es Dr. Google? Die glanzvollste Zeit des CSC 03 waren die 1930er und 1940er Jahre, als man der Gauliga Hessen als höchster deutschen Spielklasse angehörte. Hier gelang in der Saison 1938/39 die Meisterschaft und die damit verbundene Qualifikation zur Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft, in der man jedoch bereits in der Vorrunde als Tabellenletzter am FC Schalke 04, Vorwärts-Rasensport Gleiwitz und Wormatia Worms scheiterte. In den 1980er Jahren konnte der CSC 03 mit dem Aufstieg und der Vizemeisterschaft in der Oberliga Hessen noch einmal an alte Erfolgszeiten anknüpfen…“
In der Folgezeit verschwand der Verein aus dem überregionalen Fußball. Mit kurzen Ausflügen nach oben, spielt der Verein seitdem in der Kreisoberliga.
CSC, DSC – Von der höchsten Spielklasse in die Stadtoberliga
Höchste Spielklasse im Krieg, am Profifußball angeklopft in den 80ern, Kreisoberliga.. Das erinnert an viele und auch an den Dresdner SC, dessen Fußballabteilung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts international bekannt war. Die größten Vereinserfolge der DSC-Fußballer waren 1940 und 1941 der Gewinn des Deutschen Pokals (damals Tschammerpokal) und 1943 und 1944 die Deutsche Fußballmeisterschaft. Im Ostragehege (heute Steyer-Stadion) verfolgten bis zu 60 000 Zuschauer die Spiele der damals stärksten sächsischen Mannschaft um den Fußballgott Helmut Schön (Kapitän der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft und von 64-78 Bundestrainer).
Nach der Wende startete der DSC 1990 in der Bezirksliga. Bereits 1991 stieg man in die Landesliga Sachsen auf. Dort wurde man sofort Sachsenmeister und spielte bereits 1992/1993 in der dritthöchsten Spielklasse, der Amateur-Oberliga. Als ich 1993 nach Sachsen kam, spielte ich mit Budissa Bautzen eine Klasse darunter. Der DSC stieg ab, wir aber auch: Es gab also kein Aufeinandertreffen. Mitspieler wollten mich zu einem Wechsel zum DSC überreden, weil es dort angeblich jede Menge Kohle gab. Scheint was dran zu sein: Gereicht hat es jedenfalls für einen sofortigen Aufstieg in die Oberliga, die allerdings mittlerweile dank der eingeführten Regionalliga nur noch vierte Liga war. weiterlesen…
Selbst die heftigste Meniskus-Blockade tat heute dem wohlig aufgeregten Gefühl beim Aufwachen keinen Abbruch. Mein Verein, der FC St. Pauli kommt in die Stadt und trifft auf meine heiße Affäre,die SG Dynamo Dresden. Wie immer ein Gipfel einer Zerrissenheit, die ich zum Glück nur beim Fußball erleben muss. Wie finster muss es sein, sich zwischen zwei Menschen zu entscheiden wie Mary MacGregor: im tragisch schönen Klassiker „Torn between two Lovers“.
Torn between two lovers, feelin‘ like a fool // Lovin‘ both of you is breakin‘ all the rules // Torn between two lovers, feelin‘ like a fool // Lovin‘ you both is breakin‘ all the rules
Ich weiß, es breakt auch mein Fußball alle rules. Aber es fühlt sich eben keineswegs foolish an :-)
Heute geht um viel: Der Relegationsplatz schimmert am Ende des Tunnelblicks. Würde es heute auch um Dynamos Abstieg gehen, meine Zerrissenheit wäre wahrlich schlimmer als jetzt. So aber kann ich mit 100%iger Freude und dem besten Gewissen mit dem magischen FC fiebern. Ich habe Karten für mich und meine zwei Rabauken im (Dresdner) Familienblock. Die Sonne scheint und irgendwie komme ich auch trotz der verfluchten Knieschmerzen aus dem Bett (Hat jemand die Nummer von einem Umzugs-Service mit Kran?).
Die schlimmen Spiele werden schon noch kommen; Zu nah rückt Dynamo an die Gruppe der Fahrstuhlteams zwischen erster und zweiter Liga. Auch wenn es natürlich immer noch einige gefährliche Selbstdarsteller imVerein (und den DFB) gibt, die das verhindern könnten. Aber das ist ein anderes Thema…
PS:
Hier, könnt ihr mal in den Kommentaren laut brüllen, dass Ihr Euch mehr Fußball im Blog wünscht? Ich brauche da noch Futter für die nächste Redaktionssitzung :-)
Die Groovestation ist nicht gerade die erste Adresse für Fußballprofis, aber auch nicht gerade jungfräulich diesbezüglich. Ansgaar Brinkmann wurde zu seiner Dresdner Zeit schon gesichtet und Volker Oppitz war – wenn ich mich recht erinnere – auch zu Gast, als ich dort das Rummelteam der 11 Freunde an meinem 32. Geburtstag für ihre erste Lesung in Dresden entführt hatte.
Gestern Abend wurde in einem geheimen Hinterzimmer gleich eine ganze Elf entdeckt. Und hey: Einmal erwischt, kann man es auch in aller Öffentlichkeit tun: Ab heute dreht schwarz-gelb in dem verrufenen Schuppen jede Nacht durch und versteckt sich dabei auch nicht mehr vor schwitzigen Fanfingern:
Gespielt wird auf dem in fleißiger, detailverliebter Handarbeit gepimpten Kickertisch immer und immer wieder gegen die Bayern! Da gab es ja den einen oder anderen glorreichen Auftritt :D
Im Hinblick auf Pyro-Attacken muss man sich übrigens keine Sorgen machen: Die Groovestation steht schließlich Rücken an Rücken mit der Feuerwehrstation. Wir freuen uns auf Eure Testberichte.
Jetzt bin ich ziemlich genau seit 25 Jahren von ganzem Herzen Fan des FC St Pauli, auch wenn ich (die letzten) 17 Jahre davon in Dresden verbracht habe. Weil nämlich ein Fußballfan ohne Fußball nicht leben kann, habe ich hier eine mittlerweile ziemlich ernstzunehmende Affäre mit Dynamo begonnen, als diese 2000 – 2002 in der Oberliga spielten und man auf den Stehrängen im „Musikerzirkel“ (Roboters, C4Spaces, Egyptian Gay Lovers, Neustadt Gitarreros, Kumpels & Friends) noch lecker Mettbrötchen, Bier und diverse Tabakprodukte genoss. Nur selten traf man seitdem zu Hause auf den magischen FC und wenn, dann habe ich mir einen Sitzplatz gegönnt und drückte von dort St Pauli die Daumen. In den Gästeblock bin ich auch in Chemnitz und Cottbus damals selten gegangen, denn da sprangen größtenteils irgendwelche Punks aus der Gegend rum, die absolut keine Ahnung vom Verein oder vom Fußball hatten. Meine Leuten aus der Gegengerade (Sanchez (RIP), Bernhard, Mark, Ulf, Macken, Jan) war der Weg in den Osten meistens zu weit.
Dass ich nun ausgerechnet in der Woche vor meinem inneren Derby zwei Mal Über Dynamo blogge, hat aber weniger mit meiner Affäre zu Dyanamo (Es ist mehr als Sex) zu tun als mit der Unfähigkeit und Hilflosigkeit des DFB.
WTF – What the Fußballbund – dachte ich nämlich gerade! What the F, der DFB antwortet mir wirklich auf meine Mail! Dachte ich in den zwei Sekunden, in denen ich mich blenden ließ von der Betreffzeile „AW: Ihre Zuschrift!“. In Wirklichkeit war das natürlich nur eine Sammelmail an alle, unabhängig vom Inhalt der eingegangen Nachricht, wie bereits an der Begrüßung deutlich wird.
Sehr geehrter Fußballfan,
Und weil wahrscheinlich ziemlich viele hornochsige Mails eingegangen sind (ich will die garantiert auch nicht lesen), geht man erstmal davon aus, dass die meisten nur aus dem Bauch heraus agieren, was aber offenbar – wie sich später zeigt – eher auf der anderen Seite der Fall zu sein scheint.
, haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben, die Sie uns nach dem Sportgerichts-Urteil vom 24. November gegen Dynamo Dresden zugeschickt haben. Damit Sie auch wirklich den aktuellen Stand mit allen Informationen haben, würden wir Sie zunächst bitten, unsere News zu diesem Thema vollständig zu lesen.
Damit ich auch wirklich den neusten Stand habe? Hallo? Erstens geht es ja wohl hier um Grundsatzfragen und nicht um Aktualitäten und zweitens steht in dem verlinkten Beitrag absolut nichts Neues! Außer dass „von diesem Urteil eine Signalwirkung ausgeht“. Und das schlimme ist: Das stimmt ja sogar. Nur eben nicht unbedingt in die gewünschten Richtung. Signalwirkung kann auch heißen, dass unzählige junge Fußballfans den DFB zukünftig nur noch als lebensfremden Feind wahrnehmen.
Weiter heißt es:
Wir haben Verständnis dafür, dass dieses Urteil die Dresdner Anhänger nicht erfreut und dass sie nun ihren Unmut darüber äußern. Gerade den vielen friedlichen Dresdner Fans, die sich im Stadion bisher stets korrekt verhalten haben, gilt unsere Sympathie.
Wir haben aber auch Verständnis für die vielen Zuschriften friedlicher Fußballfans, die uns schreiben, dass sie sich mit ihren Frauen und Kindern nicht mehr ins Stadion trauen, wenn ein Spiel gegen Dynamo Dresden ansteht. Auch diese Zuschriften müssen wir ernst nehmen. Leider haben hier viele Krawallmacher dem Ruf des Fußballs und des Vereins geschadet.
Genau! Dem RUF!!! Aber ich hoffe doch sehr, dass der DFB nicht vom RUF des Vereins geblendet war? Es ging doch hoffentlich ausschließlich um Tatsachen? Hm, am Ende nicht: weiterlesen…