Für viele Fan des FC St. Pauli einer der größten aller Zeiten: Marcel „Harry“ Rath. Nicht viele Spieler auf seinem technischen Nichtniveau haben es zum Profi geschafft, sagt man. Unsterblich trotzdem nicht zuletzt Dank seines „Gastauftritts“ als Telefonopfer auf der Studio Braun Sonderedition „1:1:0 am Millerntor“.
Javier Sobremazas ist ein Filmemacher aus Cantabria (Spanien), der seit etwas zwei Jahren in Dresden lebt. „Natürlich“ in der Neustadt. Seine große Leidenschaft sind Dokumentarfilme, aber auch an diversen Musikvideos und Corporate-Videos hat er mitgewirkt. Ich habe ihn im letzten Sommer durch Zufall kennengelernt, als ich nach Kontakten für Rahmat, einen jungen Filmemacher aus Afghanistan, gesucht habe, der als Flüchtling ein Praktikum bei uns in der Agentur gemacht hat. Wie es der Zufall wollte, arbeitete Javier gerade an einem Film über die Neustadt als bunten Gegenpol zum düsteren Pegida-Dresden, das seine (und meine) Freunde außerhalb von Dresden aus den Medien kennen. Rahmat hat ihn prompt bei einigen Aufnahmen unterstützt. Als ich Javier von unserem Refugee-Team beim SC Borea erzählte und dass bei uns auch einige Flüchtlinge in der 1. Mannschaft spielen und Boreas Sportchef ein ehemaliger Flüchtling aus Bosnien ist, hat er den Club direkt in den Film integriert. Ich hoffe, es finden sich viele Möglichkeiten, wo der fertige Film ab März in aber vor allem außerhalb von Dresden gezeigt wird. Hier schon mal der Trailer. Schaut Euch auch seine anderen Filme auf Vimeo an!
Dominik Kirst kennt in Dresden jeder, der sich mit Kinderfußball beschäftigt. Der gelernte Sport- und Fitnesskaufmann arbeitet als Trainer in der privaten Fußball- und Bewegungsschule „Heidler Soccer Academy“, die in Dresden neben den Nachwuchszentren der SG Dynamo und des SC Borea zu den Top-Adressen im Kinderfußball zählt (wenn man im Kinderfußball davon reden will…).
Mein Fußballjahrbuch
„Mein Fußballjahrbuch“ ist seine erste Veröffentlichung und ein Mix aus Freundschaftsbuch, Trainingsanleitung und Spielauswertung in einem. Es eignet sich vor allem für Kicker und Kickerinnen zwischen 8 und 11 Jahren, die ihren Sport mit großer Leidenschaft betreiben, und für die ist das ein tolles Geschenk.
Besonders gelungen finde ich den Ansatz der Spieltagsauswertung und dass dort nicht einfach angeben soll, ob man „gut“ oder „schlecht“ war, oder ob man ein Tor geschossen hat. Stattdessen wird gefragt, was der Trainer vorher für Aufgaben verteilt hat und wie die Mannschaft (und man selber) diese umgesetzt hat. Die Kids können außerdem ankreuzen, ob man eher viele oder wenige Ballkontakte hatte, das vielleicht wichtigste Kriterium im Kinderfußball. Das leitet spielerisch und einfach ein erstes Analysieren von Spielen aus den wichtigen Fragen heraus und schult die Kinder auch, die Aufgaben des Trainers zu überdenken. Ok, in den meisten Fällen sind die ziemlich einfach gestrickt („viel laufen“, „mal drauf hauen“, „mal mehr Körpereinsatz zeigen“), aber vielleicht schult es ja auch die Trainer, wenn sie wissen, dass ihre Jungs und Mädchen das festhalten ;-)
Illustriert hat das Büchlein, das es bei Amazon für einen 10er gibt, der Kommunikationsdesigner Christoph Köhler.
Abseits der übermächtigen SG Dynamo und dem übergebliebenen Haufen treuer DSC-Supporter, geht in Sachen Fanwesen im Dresdner Fußball eher wenig. Zu viele Vereine streiten sich um zu wenige Zuschauer, finden so zu wenig Sponsoren, um durch sportliche Attraktivität mehr Fans zu gewinnen. Die sportliche Nummer 2 der Stadt ist aktuell die „Post“. Auf dem Platz an der Hebbelstraße hat sich der Sonntag Vormittag als Anstoßzeit etabliert und lockt immerhin die halbe Nachbarschaft zu einem gemütlichen Frühschoppen. Zwischen 100 und 200 Besucher finden sich je nach Wetterlage ein, heißt der Gegner Chemie Leipzig kommen inklusive Gästefans auch mal 550. Handfeste Sportplatzatmo mit Bratwurst und Besuchern aller Altersklassen. Ähnlich sieht es bei den anderen „Großen“ wie der SG Weixdorf oder in Laubegast aus. Beim SC Borea, lange Jahre die sportliche Nummer 2 bis 3 in der Stadt, finden sich gleich die zwei wahrscheinlich kleinsten Fangruppen. Ein unverwüstliches Rentner-Trio mit eigener Leistungsfußballvergangenheit und Robert und sein Plus Eins aka „Die Edelfans“.
Den skurrilsten Fanblock findet man bei der SpVgg Dresden-Löbtau 1893. Dort feiert eine Handvoll positiv verrückter Zeitgenossen im „Kleingartenblock“ das Team (und sich selbst), dass es eine wahre Freude ist.
Man darf davon ausgehen, dass Stefan Böger bei Dynamo Dresden nicht wegen der Tabellensituation gehen musste und die über die Medien kolportierte fehlende individuelle Entwicklung der Spieler allein kann und wird es auch nicht sein. Wir reden über ein halbes Jahr Arbeit mit viel Verletzungspech und Spielern, die durch die Bank weg nicht vom Dorf kommen, sondern bereits in der Jugend auf höchstem Niveau ausgebildet wurden und bereits Erfahrungen in Männerbereich gesammelt haben. Riesige Entwicklungssprünge sind da in sechs Monaten nicht zu erwarten. Im Fokus stehen vielmehr wachsende Erfahrung und größeres Selbstbewusstsein durch Spielpraxis und die Arbeit an individuellen Schwäche.
Also wird es im Wesentlichen um Vertrauensverhältnisse und Arbeitsabläufe gehen und die sind gerade bei einem Club wie Dynamo Dresden extrem wichtig. Mittlerweile bestätigt Aufsichtsrat Dr. Jürg Kasper sehr sachlich, dass Böger die Punkte Leistungsdiagnostik, Psychologie, Spielvorbereitung und Trainingsgestaltung grundsätzlich anders umgesetzt hat, als im sportlichen Konzept geplant.
Die entscheidende Frage ist, ob ein Chef-Trainer im (deutschen) Profifußball nicht die 100%ige Hoheit bei diesen Punkten haben sollte oder ob er sich wirklich an einem Konzept der sportlichen Leitung entlang hangeln muss.
Vielleicht wäre es daher nur allzu logisch, wenn bei Dynamo Dresden offen über ein englisches Modell nachgedacht würde, bei dem Ralf Minge nicht die klassische deutsche Rolle des Sportdirektors einnimmt, sondern die Rolle des englischen Teammanagers. Der sogenannte Teammanager (wie z.B. Sir Alex Ferguson) leitet zwar nur selten das Mannschaftstraining, hat aber zumindest bei der Mannschaftsaufstellung das letzte Wort. Das Training leiten meistens Co-Trainer, sodass sich der Manager seinen Managementaufgaben widmen kann. Die Einführung dieses Modells (Babbel, Magath) ist zwar in Deutschland eher erfolglos geblieben, aber das lag nicht zuletzt an ziemlich machtgeilen Personen in der eigentlichen Vereinsführung. Natürlich verlangt so ein Modell nach einen großen Stab. Und nach viel Vertrauen im Team. Aber das ist die Aufgabe des Teammanagers.
Ralf Minge wäre – so denke ich – ziemlich perfekt geeignet, um diese Rolle bei Dynamo Dresden einzunehmen. Extrem viel Sachverstand, hohe emotionale Bindung zum Verein, ein gutes Netzwerk, ein Auge für Talente: Beste Vorraussetzungen für eine kontinuierliche Arbeit. Alex Ferguson war bei ManU über 25 Jahre Teammanager. Er hat den Verein geprägt wie kein zweiter. Ralf Minge könnte der Alex Ferguson von Dynamo werden. Wenn man ihn lässt. Wenn er wirklich will. Logisch wär´s und ohne jemanden vorzuverurteilen: Die Verpflichtung von Peter Nemeth als Trainer spricht eher für dieses Modell als dagegen.
Seit langem mal wieder was in der Rubrik "Mittellinie". Wird ja auch Zeit :-)
Auf dem Dresdner Marketing-Fachportal Sputnika erschien am Freitag ein Gastbeitrag von Jens Herrtrampf, in dem er RB Leipzig überschwänglich als vorbildhaftes Live-Marketing-Instrument für die Marke Red Bull deklamiert. Vor allem, weil aus Überschrift („Lehrstück“) und Inhalt der Eindruck entstehen, das Konzept RB Leipzig sei reproduzierbar, möchte ich darauf antworten. Denn das ist es eindeutig nicht so ohne weiteres. Außerdem muss der Beweis erst erbracht, werden, dass das Projekt wirklich positiv auf die Marke einspielt. Ich hab da so meine Zweifel. weiterlesen…
Während das Profigeschäft und die Eliteförderung im Lande gedeihen wie nie zuvor, muss man sich um den Amateurfußball ernsthafte Sorgen machen. Insbesondere in den Großstädten. Das Perverse: Ein wichtiger Grund für den Niedergang des Fußballs ist: Der Fußball!
Fußball gucken ist cool. Fußball spielen eher nicht so…
Fast 400.000 fußballbegeisterte Menschen besuchen mittlerweile jedes Wochenende allein die Spiele der Ersten Bundesliga. Das sind mehr als doppelt so viele wie 1990, als zu den Spielen der Bezirksoberligamannschaft des SV Nordenham noch regelmäßig 400 Besucher strömten. Dazu kommen 3,5 Mio. Sky-Abonnenten, die es sich lieber mit Kartoffelchips „rot-weiß“ auf der Couch gemütlich machen als mit Bratwurst an der Werbebande eines zerschlissenen Sportplatzes. Wer soll da noch Spiele der Bezirksliga besuchen?
„6.822.233 Mitglieder und damit 22.105 mehr als im Vorjahr sind derzeit in den 21 Landesverbänden des DFB gemeldet„, strahlt der DFB auf seiner Website und verschweigt ein großes Problem, denn das Wachstum beruht fast nur auf Fans und nicht auf Spielern. Dynamo Dresden hat über 14.000 Mitglieder und ist damit der mitgliederstärkste Sportverein im Osten. Bei der SGD kicken tun davon allerdings die allerwenigsten! Und so musste DFB-Chef Niersbach neulich einräumen, dass bei den zehn- bis 14-Jährigen Besorgnis erregende 4.000 Mannschaften weniger gemeldet wurden als im Jahr zuvor.
Meine beiden Herzensclubs sind zufriedenstellend in die zweite Liga gestartet. Während bei St. Pauli Marc Rzatkowski und Christopher Nöthe eindeutig mehr Ballsicherheit und Kreativität ins Spiel gebracht haben, überzeugte Dynamo vor allem mit einer stabilen Abwehr, die mir in Anbetracht der Zielstellung Klassenerhalt eindeutig wichtiger erscheint als der immer wieder geforderte zweite Stürmer. Gegen Bochum spielte Dynamo mit einem sehr klaren 4-2-3-1 und ließ dabei weniger Torszenen der Gastgeber zu, als Union Berlin in der Woche zuvor im eigenen Stadion. weiterlesen…
Für fußballbezogenen Content ist normalerweise Sebastian zuständig, deswegen bin ich auch direkt überfordert mit der Entscheidung, ob ich mit diesem Post meinen ersten (und einzigen?) Beitrag zur Kategorie Mittellinie abliefer, ob die Sache das Zeug dazu hat, netzweltrelevant zu werden oder doch am besten beim Schnickschnack aufgehoben ist; Es geht um Kultur im Fußballstadion.
Mit folgendem Video wollen der Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. (VcA) und die Millerntor Gallery so viele Views generieren, dass die Aktion den Rage Against The Machine Gitarristen Tom Morello erreicht und er sich dazu bereiterklärt, ein selbsterschaffenes Kunstwerk, ein Gedicht, ein paar Songzeilen, ein Bild oder »WHAT THE FUCK AUCH IMMER« (Originalzitat des VcA Aktionsverantwortlichen) zur Ausstellung Millerntor Gallery #3 beizutragen.