Luise und Flo sind ein Paar und beschließen, endlich erwachsen zu werden. Sie suchen eine Wohnung, ziehen zusammen, schaffen sich ein gemeinsames Bett an und tanzen zu Manfred Krug durch ihre neuen Zimmer. Doch nach kurzer Zeit stehen sie im Flur nebeneinander wie zwei an der Raststätte vergessene Kinder. Luise hat das Gefühl, nur Erwachsen zu spielen. Irgendwie ist dieses Leben falsch. Als ob jemand plötzlich alles verwandelt hätte, die Regeln geändert für das Leben, ab dreißig oder so. Quarterlife Crisis: Darf man die zahllosen Möglichkeiten des Lebens einfach ignorieren und wie ungebetene Gäste vor der Tür stehen lassen? Wie kann man der Liebe vertrauen, wenn man nicht mal sich selbst vertraut? Wie konnte die Zeit nur so schnell vergehen? Und was fangen wir mit den nächsten zwei Dritteln des Lebens an?
So berührend wie lustig, ernsthaft und schlau erzählt Sarah Kuttner von der Sehnsucht und der Angst, ein eigenes, richtiges, erwachsenes Leben zu haben.
Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren und arbeitet als Moderatorin. Sie wurde mit ihren Sendungen ›Sarah Kuttner – Die Show‹ (VIVA) und ›Kuttner.‹ (MTV) bekannt und arbeitete mehrfach für die ARD. Zuletzt war sie dort mit ›Kuttners Kleinanzeigen‹ und ›Ausflug mit Kuttner‹ zu sehen. Ihre Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und den Musikexpress wurden im Fischer Taschenbuch Verlag veröffentlicht. ›Mängelexemplar‹ (2009) war ihr erster Roman und stand wochenlang auf der Bestsellerliste.
Mihály (36) ist mit Frau Erzsi (Die ideale Repräsentier- und Hausfrau … bis ins Mark konform) auf Hochzeitsreise in Italien. Ein bürgerliches, angepasstes Leben in vernunftbasierter Ehe steht den beiden bevor, wenn, ja wenn Mihály nicht vorübergehend ausbrechen würde aus dem Konstrukt Bürgerlichkeit. Die Begegnung mit seinem alten Bekannten János Szepetneki, einem Schwätzer und Hochstapler, weckt die Geister seiner Jugend. Kurz darauf steigt Mihály „versehentlich“ in den falschen Zug, fährt in eine andere Richtung als seine Frau und tritt die Reise zu sich selbst an.
Umhüllt von stimmungsvollen Bildern italienischer Städte und Landschaften erfahren wir in Rückblenden vom Geschwisterpaar Tamás und Evá Ulpius, die sich Konventionen widersetzend und von einer geheimnisvollen, morbiden Aura umgeben, Mihály, János und andere Freunde in der Jugend stark beeinflussten. Mit Tamás (voller Todessehnsucht) und Evá (schön, exzentrisch und rätselhaft) improvisierten die Freunde Theateraufführungen, tranken heftig und verloren sich in dieser Konstellation aus Liebe, Leidenschaft und Abhängigkeit im „Ulpius-Kreis, der für Mihály die einzige Realität darstellte“.
Mihálys Sehnsucht nach der Jugend, den alten Freunden und sein beinahe fiebriges Umherirren in Italien bringen ihn zu der bitteren Erkenntnis, „was ihn bei seiner Flucht eher instinktiv gesteuert hatte: wie sehr er sein erwachsenens oder pseudo-erwachsenes Dasein für verfehlt hielt, seine Ehe inklusive, und wie wenig er wußte, was er anfangen sollte, was er von der Zukunft noch zu erwarten hatte und was er machen sollte, um sich selbst zu finden.“ Seinen eigenen Interessen nie folgend steckt Mihály mittendrin in der Midlife Crisis, wie man es wohl heute nennen würde.
Die permanente Anwesenheit des Todes in diesem Roman ist etwas anstrengend und die Suche nach dem Sinn des Lebens oft sehr pathetisch, aber Antal Szerb, der „Reise im Mondlicht“ 1937 schrieb, ist auch gnadenlos spöttisch und sehr genau in seinen Beobachtungen. Wirklich sympathisch wurde mir dennoch nicht einer der Protagonisten.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen – jeder ist auf irgendeine Weise mit dem anderen verbunden – löst sich der Knoten auf: Erzsi und Mihály gibt es als Paar nicht mehr, Mihály kehrt resigniert zurück in sein angepasstes Leben und hofft: Und solange man lebt, weiß man nicht, was noch geschehen kann.
Einen Tag vor einer interessanten Veranstaltung davon zu erfahren, kann einen schon mal ins Schlingern bringen, zumal Dresden zur Zeit nicht gerade an Langeweile leiden sollte.
Kurz und knapp der Hinweis, dass morgen im Büchers Best eine neue Ausgabe von Forum Buch. Dresdner Buchhändler und Literaten im Gespräch. stattfindet und zwar mit dem spannenden Thema „One Day Novels„. Zwei der angekündigten Bücher liegen auch auf meinem imaginären „Müsste man mal lesen – Stapel“:
Das Gegenteil von Verdichtung könnte man Ausweitung nennen. Oder Ausführlichkeit. Dass eine solche nicht langweilig sein muss, sondern sogar höchst spannend, wird in der nächsten Ausgabe von Forum Buch unter Beweis gestellt. Christa Wolfs „Ein Tag im Jahr“, Ian McEwans „Saturday“, “Ein Tag des Iwan Dennissowitsch“ von Alexander Solsheniyzin und außerdem „Die Glut“ von Sandor Marai werden dem geneigten Publikum nähergebracht.
Eine musikalische Alternative für den Dienstagabend findet Ihr auch hier im Blog.
Rückblick #21 – ein weiterer Tipp verbirgt sich hier.
Allan Karlsson haut ab. Ein Hundertjähriger, der sich ziellos, aber unbeirrt auf den Weg macht, quer durchs Stiefmütterchenbeet vorm Altersheim, in brauner Hose, braunem Jackett, braunen Pisspantoffeln – denn Männer in seinem Alter können selten weiter als bis zu ihren Schuhen pissen. So der Einstieg bzw. Ausstieg in „Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand“.
100 Jahre alt wird er, der Allan, aber lieber vollführt er eine schlecht geplante Flucht, als dass er sich von Bürgermeister und Altenheimbelegschaft feiern lässt. Der Mann braucht Schnaps! Die Mauer, die ihm zunächst den Weg versperrt, „kaum über einen Meter hoch, aber Allan war ein Hundertjähriger, kein Hochspringer“, ist nur ein kleines Hindernis auf dem Weg nach Irgendwo. Im Reisezentrum der schwedischen Kleinstadt klaut er aus Versehen mal eben 50 Millionen Kronen der schwedischen Drogenmafia, was zwangsläufig ein bisschen Aufregung ins Leben bringt – ein Leben, das ohnehin als turbulent zu bezeichnen ist.
Kauzig ist Allan, humorvoll dazu und er schlurft und schlurfte mit viel Dusel und der richtigen Einstellung durch die Welt und die Jahrzehnte: „Aber in das Tun und Lassen anderer Menschen hatte er sich noch nie eingemischt, nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, was ja meistens der Fall war.“ … „Allan gehörte nicht zu den Menschen, die mit zu hohen Erwartungen (oder zu geringen) an die Geschehnisse herangingen. Was passierte, passierte eben, es lohnte sich einfach nicht, sich schon im Voraus den Kopf darüber zu zerbrechen.“ weiterlesen…
Dass ich bisher noch keinen einzigen Beitrag für die Literatur-Kategorie verfasst habe, liegt nicht daran, dass ich keine Bücher lese. Ich lese sogar recht viel! Es fällt mir nur unglaublich schwer, über Bücher zu schreiben. Unterstreichungen mit Bleistift, Post-its oder Eselsohren, um die besten Sätze zu notieren, werdet ihr in meinen Büchern nicht finden (nur Kaffee-, Rotwein- und Leberwurstflecken). In der Regel weiß ich drei Tage nach Beenden eines Buches nicht mal mehr den Autoren oder den Titel. Jedenfalls bei den etwa zweihundertsiebenundachtzig Krimis, die ich in meinem Leben in deutschen Bahnhofsbuchhandlungen erstanden habe. Ab und zu passiert es aber, dass ich mir den Autoren merke, weil ich nämlich unbedingt am nächsten Tag los muss, um mir „alles“ von ihm zu kaufen. Zuletzt passiert bei Don Winslow und brandaktuell bei Josh Bazell.
Schneller als der Tod
Schneller als der Tod habe ich mir in Bremen gekauft (Danke, Motte, für den Tipp!) und während der Zugfahrt nach Dresden habe ich das Buch nur weggelegt, um zu Pinkeln. Noch am selben Abend war ich durch und Gott war ich happy, als ich recherchiert hatte, dass die im Anhang angekündigte Fortsetzung Einmal durch die Hölle und zurück gerade erschienen war.
Josh Bazell ist Arzt und Schriftsteller, was jetzt nicht so außergewöhnlich ist. Beide Berufsgruppen, so schrieb Marcel Reich-Ranicki einmal, seien „Fachleute für menschliche Leiden“. Prominente Beispiele sind Friedrich Schiller, John Keats, Georg Büchner, Anton Tschechow, Alfred Döblin und auch Schachtelsatzpresse Uwe Tellkamp.
Seine Hauptfigur Peter Brown aka Pietro Brnwa allerdings ist Mafiakiller und Arzt. Mafiakiller zwar nur noch im Ruhestand aka Zeugenschutzprogrammteilnehmer, aber das weiß nun jedes Kind: Mobster bleibt man bis zum Tod und nichts wünscht dir die „Familie“ sehnlicher, wenn du ihr den Rücken kehrst. Erst recht, wenn du den Sohn eines angesehenen Führungsmitgliedes umgenietet hast (oder das zumindest glaubst).
Scheiße also, dass die (versehentlich falsch) tätowierte Hartkante Dr. Brown unter seinen Patienten in dem ziemlich abgefuckten New Yorker Krankenhaus, in dem er arbeitet, plötzlich ein „Familien-Mitglied“ entdeckt. Logische Reaktion: Polnischer Abgang schnörkellos! Wenn da nur nicht der verdammte Eid des Hippokrates wäre… weiterlesen…
Mit dem Phänomen Sascha Lobo habe ich mich nie auseinandergesetzt und kann deswegen weder meine Antipathie gegen seine Erscheinung begründen, noch seinen Debütroman Strohfeuer in den Kontext seiner Blogs, Kolumnen und Sachbücher einordnen. Wie es dieses Buch trotzdem auf mein Sofa und schließlich in mein Bett geschafft hat? Gute Frage.
So leicht und rasant ich Strohfeuer in nur zwei Tagen weggelesen habe, so oberflächlich und emotionsleer ist der Eindruck, den die Geschichte bei mir hinterließ. Die Charaktere der Protagonisten werden in durchgängig eher schlichter, neutraler Sprache nur unscharf angerissen; Ihre Gedanken, ihr klischeehaftes Verhalten und vor allem ihr innerster Antrieb wurden mir nicht begreiflich oder gar nachvollziehbar. Von Feuer keine Spur.
Muss man die aufregende Zeit der New Economy intensiv miterlebt haben, um Lobos Buch gutfinden zu können?
Da werden unter dem Konstrukt der »Agentur« Arbeit, Wissen und Können simuliert, Mitarbeiter erfunden und Schauspieler geschickt, um Programmieraufträge zu bearbeiten. »Dass dabei nicht unbedingt auf verkaufshinderliche Faktoren wie Wahrheit oder realistische Prognosen geachtet wurde, war das am schlechtesten gehütete Geheimnis der New Economy.« Völlig abstruse Ideen werden für immense Geldsummen an scheinbar vollkommen ahnungslose Kunden »delivert« – jede Menge Potenzial für eine schräge, richtig witzige Story. Verschenkt. Lobos Humor, wenn es da welchen gibt, trifft den meinen kaum und auch für Liebe, Sex und Zärtlichkeit haben andere schon schönere, zumindest aber treffendere Worte gefunden. Irgendwann muss das alles schiefgehen, das weiß man, bevor man das Buch überhaupt aufgeschlagen hat und so ist und bleibt die Story vorhersehbar und damit nur in sehr wenigen Momenten spannend.
Kann man mal eben schnell weglesen. Ungelesen weglegen ist aber auch nicht schlimm.
Maine, nordöstlichster Staat der USA, beschauliche Landstriche, viel Wald, lange Winter. Dort lebt Julius Winsome (dt.: Winter in Maine) zurückgezogen in einer Waldhütte mit abertausenden, von seinem Vater geerbten Büchern und seinem Hund Hobbes. Kein Nachbar im Umkreis von 3 Meilen. Bis ein Schuss die Stille jäh durchbricht. Es ist zwar Jagdsaison, aber Winsome hat gleich ein ungutes Gefühl. Wenig später findet er in der Nähe seinen Hund – erschossen.
Many men live in these woods who cannot live anywhere else, … , best to keep your manners about you, and even better to have nothing to say at all. They come up north and wait out life, or they were here anyway and stayed for the same reason. Such men live at the end of all the long lanes in the world, and in reaching a place like this they have run out of a country they can’t live in. (7)
Here, only short sentences and long thoughts can survive… Distances collapse, time is thrown out … The winter is fifty books long and fixes you to silence like a pinned insect .. Every glance ends in snow. (72)
Man spürt die Kälte den Rücken hochkriechen, hört den Wind und das Knacken der Äste, riecht den Schnee. Autor Gerard Donovan schafft auf gerade einmal 215 Seiten eine dichte Atmosphäre und packt nicht nur die Einsamkeit, Trauer und Suche nach Vergeltung von Julius Winsome in dieses kleine Büchlein, sondern reflektiert beinahe beiläufig auch noch die Nachwehen von Krieg, eine Vater-Sohn-Beziehung, die Wirkung klassischer Literatur, das vergangene Glück in der Beziehung zu Claire, die aus dem Nichts in Winsomes Leben auftauchte und genauso plötzlich wieder verschwand, die Notwendigkeit treuer Gefährten und den scheinbar selbstverständlichen Umgang mit Waffen in den USA.
Der Leser wird stummer Zeuge auf Julius Winsomes Rachefeldzug, der vermeintlich beiläufig, wahllos und dennoch präzise damit beginnt, Menschen in seinem „Revier“ zu töten – ohne auch nur den geringsten Beweis dafür zu haben, dass dieser Mensch, der da gerade stirbt, für den Tod seines Hundes Hobbes wirklich verantwortlich ist.
Eigentlich liebt Julius Winsome sein Blumenbeet vorm Haus, den blauen Himmel, der sich über sein Fleckchen Welt wölbt, Shakespeare und sein ruhiges Leben. Eigenbrötlerisch kann man das nennen; ein sonderbarer Außenseiter, sich selbst genug, fernab vom gewöhnlichen Leben – und dennoch ist man ihm, dem Mörder, auf erstaunliche Weise nah, kann nachfühlen, warum er so handelt, versteht seine Verzweiflung.
If I were to write my life in one sentence up till now, I would say that at one point I lived in a cabin for fifty-one years. (28)
You keep away from men like me and you’ll be alright in life. (214)
Es sind viele prägnante Sätze, die mich veranlassten, zahlreiche Eselsohren in meine Ausgabe zu knicken und obwohl man dieses Buch an einem Tag durchlesen kann, hallt es in einem nach und hinterlässt ein seltsames Gefühl von Leere. Vielleicht nicht die richtige Lektüre für einen Strandurlaub, aber sonst für jede Gelegenheit!
Kaffee, Yoga, Bücherläden, Fixies, Organic Food, New York, Brunch, IKEA, Sushi, ein Jahr Auszeit, begabte Kinder, kreativ sein und Bands von denen noch niemand gehört hat – eine Liste von 150 Faktoren präsentiert uns Christian Lander, Autor von Stuff White People Like, in kurzen Kapiteln und porträtiert damit ironisch ohne stigmatisierend zu sein den urbanen Großstädter der USA, dessen Abziehbild sich mehrheitlich auch in der europäischen Gegenwartskultur wiederfindet. Die einen schimpfen ihn Hipster, die anderen sind Hipster, wieder andere erkennen sich selbst in den spöttischen Beschreibungen ohne sich einer Szene zuzuordnen, schlußendlich geht es um die Einsicht, die sich im Untertitel des Buches wiederfindet: The Unique Taste Of Millions. Treffsicher komisch – Ein unglaublich lustiges Spiegelbild, wenn man über sich lachen kann. Beispiele:
41. Indie Music: “To a white person, being a fan of a band before it gets popular is one of the most important things they can do with their life. They can hold it over their friends forever!”
67. Standing Still at Concerts: „This is an important part of white concertgoing, as it enables you to focus on the music, and it will prevent drawing excess attention to yourself. … The result is Belle and Sebastian concerts, which essentially look more like a disorganized line of people than musical events.“
136. Singer-Songwriters: “Singer-songwriters generally fall into two categories: guy with acoustic guitar or girl on piano…White people enjoy hearing about others who have gone through problems similar to theirs and like to try to match them to their own lives.”
Wenn am Donnerstag die Zeit erscheint oder am Sonntag der Berliner Tagesspiegel, dann gibt es viele, die diese Blätter nur wegen eines einzigen Textes kaufen: der Kolumne von Harald Martenstein! Seine Texte zum deutschen Alltag sind witzig, nachdenklich, sarkastisch, skurril, manchmal auch wütend. Sie stellen die Regeln der politischen Korrektheit auf den Kopf, oft balancieren sie auf dem schmalen Grat zwischen Literatur und Nonsens. Martensteins Roman Heimweg wurde 2007 mit der Corine ausgezeichnet. Nach zwei Kolumnensammlungen und dem Roman Gefühlte Nähe liest er aus seinem im Oktober erscheinendem Glossenband Ansichten eines Hausschweins: Neue Geschichten über alte Probleme.
»Kolumnen, die zurecht noch einmal in Buchform erscheinen – pointiert, intelligent und witzig. Die Texte sind eine Klasse für sich.« dpa, Andreas Heimann
Rückblick #18. Der vorherige findet sich hier, zwei weitere folgen diese Woche.
Rafik Schami lebt seit über 40 Jahren in Deutschland, erzählt aber noch immer in orientalischen Bildern vor allem Geschichten aus seiner Heimat Syrien. Mit einer beeindruckenden Bibliografie hat er sich hierzulande eine treue Leserschaft erarbeitet. „2321 Lesung absolviert … und dazu 362723 Kilometer gefahren … . Das heißt, vereinfacht, aber poetisch formuliert: In all den Jahren bin ich neunmal erzählend um die Welt gefahren.“
In Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte aus dem Hanser Verlag, ergründet Rafik Schami, wie er zum Erzähler wurde. Gemeinsam mit seiner Mutter lauschte er als Junge nachts gebannt den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht im Radio, sein Vater nahm ihn mit zum Friseur, der allerhand über die Entstehungsgeschichte von Sprichwörtern zu berichten wusste und der Großvater war nichts weniger als der geliebte Held aus Rafiks Kindheit. Er übernachtete bei seinen Besuchen im Kinderzimmer, machte die Nacht zum Tag, tanzte, sang und fabulierte mit den Kleinen, ging mit ihnen spazieren und erklärte scheinbar mit Leichtigkeit die Welt. weiterlesen…