Nach einem Jahr (Zwangs-)Pause, in dem ich mir in Vancouver das Aarhus-schwere Herz mit dänischem Dosenbier ein kleines bisschen leichter getrunken habe, geht es dieses Jahr – juhu! – endlich wieder zum heißgeliebten SPOT Festival.
Beinahe wäre daraus gar nichts geworden, denn anders als in den vergangenen Jahren sponsert der dänische Musikexport diesmal keine Busse zur Anreise der internationalen Delegierten. In Verbindung mit den knackigen Zug- und Flugpreisen um den Himmelfahrtstag soll das so manchen davon abgehalten haben, sich das SPOT Festival 2018 in den Kalender zu schreiben. Mich beinahe auch. Aber nun bin ich doch gespannt, ob so ein SPOT Festival ohne Bus-Networking und Klassenfahrtambiente auch nur der halbe Spaß ist.
Eine weitere Neuerung ist die Unterteilung des Festival-Lineups in Haupt- und Partnerprogramm. Diese Unterscheidung leuchtet mir bisher nicht ein. Ich habe mich also durch beide Programme gehört – jeweils in alphabetischer Reihenfolge und spätestens ab dem Buchstaben ‚H‘ im Hauptprogramm war meine Aufmerksamkeitspanne für R’n’B-Stimmen und Autotune-Effekte aufgebraucht. Sorry Kaliyah, Omar, Shoko etc.
Dennoch ist es mir gelungen, ein paar Highlights für meinen Geschmack als Alben, EPs und Singles in eine Spotify-Playliste zu packen, die mir auf der 12 stündigen Flixbusfahrt von Dresden nach Aarhus bestimmt beistehen wird. weiterlesen…
„Das war ein sehr interessantes Konzert. Wirklich.“kommentierte unser Freikartengewinner Torsten vor 3 Jahren die Konzertankündigung für das Ein-Mann-Projekt And The Golden Choir im Dresdner Socieaetstheater. Damals stand Tobias Siebert nur in Begleitung eines Plattenspielers auf der Bühne und spielte und sang dazu die auf den Platten fehlenden Parts seiner Stücke vom Debütalbum Another Half Life.
Im Februar dieses Jahres veröffentlichte Tobias Siebert als And The Golden Choir sein zweites Album Breaking With Habits. Der Titel drängt natürlich darauf, allerlei Betrachtungen zum Bruch mit (schlechten) Gewohnheiten in die Lobhudeleien einzuarbeiten. Das passt ja auch so schön zum Zeitgeist der unermüdlichen Selbstoptimierung.
Und so will auch Breaking With Habits viel, wenn nicht gar alles; außer vielleicht perfekt sein. Noch immer entstehen die Songs aus Nichts und einer Vielzahl von Instrumenten, darunter einigen ungewöhnlichen. Eins ums andere schichtet Siebert übereinander, bis sich der Klang von Cello und Drehleier, Klarinette oder Hackbrett und erstmals auch Samples und Drumcomputer kunstvoll, aber geschmeidig zu opulenter Popmusik verdichten. weiterlesen…
8. September 2017 20:30 Uhr to 23:30 Uhr scheune, Dresden VVK: 10 Euro, AK: 13 Euro
Bei Facebook wollte ich all die Ohrwurm-Songs nicht posten, deshalb hier ein Video-Beitrag zum A Projection Konzert am Freitag, den 8.9., in der Dresdner scheune. Ich freue mich, dass Booker Frank eine neue Band mit alter Musik entdeckt hat, die mich im Büro mal wieder zum Zappeln und Aufspringen zwang und die Lyrics mitbrummeln lässt.
Ihr zweites, gerade erst frisch erschienenes Album „Framework“ spinnt ein verwirrendes Netz aus Achtzigerjahre-Post-Punk, energiegeladenem Indie-Rock und alternativer elektronischer Musik. Die Band legt damit ein Album vor, das die Essenz der Rastlosigkeit und Isolation in der Großstadt musikalisch einfängt. Die grundehrlichen und von tiefer Selbsterkenntnis geprägten Texte des Sängers Isak Eriksson werden von effektvollen Gitarrenklängen, Schlagzeuggewitter und monumentalen Synthesizern umrahmt.
Kühl, melancholisch, monoton, düster und sphärisch. File next to Joy Division, New Order, The Cure, Depeche Mode, Editors.
Der Typ sieht nicht nur aus wie Hennig May von AnnenMayKantereit, er klingt auch so. Etwas verbimmelt und schnoddrig dreinblickend, kratzt die Stimme von Fil Bo Riva am Reibeisen, faucht dich an, wickelt dich ein. Ein Mädchentyp. Lustigerweise tourte Fil Bo Riva ausgerechnet mit AnnenMayKantereit durch Deutschland. Das passt ja. Ich find den jetzt auch gut. Unaufdringlich eindringlich. Seine Songs „Franzi“ und „Like Eye Did“ ließen mich seit langem mal wieder aufhorchen und die Play-Taste wiederholt bedienen. Vielleicht geht’s Euch ja auch so. Dresdner können ihn am Sonntag, den 23.4. in der GrooveStation erleben. Viele weitere Konzerte seiner Tour sind bereits ausverkauft.
1. Februar 2017 20:00 Uhr scheune, Dresden VVK: 17 Euro zzgl. Gebühren, AK: 21 Euro
Malkys neues Album »Where is Piemont« erschien im Oktober 2016 und erweitert das Sound-Spektrum des Singer-Songwriter-Duos um europäische Folklore, Orchestermusik und Las-Vegas-Coolness. Was auf dem Debüt „Soon“ bereits angedeutet wurde, findet nun mit berauschender Opulenz und kompositorischer Raffinesse zur Vollendung. Ein auf derart souveräne Weise klassisches Songwriter-Album wird man lange suchen müssen – nicht nur in Deutschland. So heißt es im Pressetext und es stimmt. Die Schublade, in die man das Album stecken möchte, ist geräumig. Wem hängen noch „History of Broken Hearts„, „Soon“ und „Diamonds“ im Gehörgang fest? Mit „Lampedusa“ und „Theodore“ (u.a.) haben Malky neue Lieder geschaffen, die sich nahtlos zu den Hits des Debütalbums hinzugesellen und dort bleiben wollen. 13 Songs enthält „Where is Piemont“, live vorgestellt am Mittwoch, den 1.2. auf der scheune-Bühne.
Support kommt von Ätna, einem Duo aus Dresden, bestehend aus Inéz und Demian Kappenstein, das schräge, schwer fassbare Sounds dem Publikum vor die Füße wirft und es damit beeindruckt zurücklässt.
Oder: Wäre ich nicht gerade in Kanada, würde ich hier hingehen …
Die beiden dänischen cool kidsLydmor & Bon Homme treffen sich im Januar auf einigen deutschen Bühnen, um in ihrer verspielten Liaison aus bittersüßen Popmelodien und coolen Dance-Moves noch einmal zu ergründen, wie sich die Songs ihres Debütalbums Seven Dreams Of Fire in veränderten Arrangements anstellen.
Ein Jahr nach der Veröffentlichung von Seven Dreams Of Fire (November 2015, hfn) setzte das Duo die Hälfte seiner Electropop-Songs in akustischer Instrumentierung um und veröffentlichte diesen Auszug aus dem Debüt mit der live eingespielten EP The Red Acoustic STC Session. Zu jedem der Song erschien außerdem ein Live-Video in kuscheliger Rotlicht-Atmosphäre.
Ob akustisch oder elektronisch-poppig, ob zum Träumen von Feuer und Leidenschaft, Sünde und Liebe oder für wilde Tanzeinlagen im Publikum – die Shows von Lydmor & Bon Homme lohnen sich nicht nur, weil hier zwei vortreffliche Entertainer einen glühenden Abend versprechen, sondern auch weil danach vorerst Schluss sein soll. Beide Künstler wollen sich wieder mehr auf ihre jeweiligen Hauptprojekte konzentrieren. Lydmor werkelt eifrig an ihrem neuen Soloalbum und auch von WhoMadeWho wird es demnächst Neues zu hören geben.
Wir verlosen für jede der Shows 1×2 Tickets. Um teilzunehmen, schickt bis 9. Januar 2017, 15 Uhr eine E-Mail an redaktion[at]mittelstern[.]de, mit dem Betreff Lydmor & Bon Homme sowie eurem vollständigen Namen für die Gästeliste und der gewünschten Stadt im Text.
Finally…! Vor fünf Jahren (!) gab es hier auf Mittelstern schon einmal einen Soundcheck zu Sarah Jaffe und nun kommt die Texanerin tatsächlich in den Beatpol. Clementine, blieb in meinen Ohren damals am hartnäckigsten hängen und würde auch heute noch in der Playlist landen, aber Sarah Jaffe kann mit ihrer einnehmenden Stimme eben nicht nur Pop. Als musikalisches Kaleidoskop bewegt sie sich auf mittlerweile drei Alben durch die Genres, kann sehr lebendig rocken, zu Elektrobeats wackeln, einem immer wieder verdammt nahe kommen – und man nimmt es ihr immer auch ab. Am 8.11. in Dresden, am 18.11. in Hamburg. Vorverkaufstickets kosten so um die 11 Euro.
Ich gestehe: Ich werde mich Freitagmittag wohl nicht in die Ticketschlange für PJ Harvey einreihen. Mir fehlt sowohl der Bezug zur Künstlerin als auch die Motivation, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Ohne dieses Highlight gibt das Sonntagsprogramm, wie gewohnt, nicht mehr allzu viel her und lässt für meinen Geschmack zu viel Zeit und Raum für einen verfrühten Post-Festival-Blues. Ich werde es mir wohl im Húrra gemütlich machen und mich auf Agent Fresco freuen. It’s gonna be alright.
20:50 • Magnús Jóhann • Húrra
Magnús Jóhann ist, so sagt es der Pressetext, einer der neuen „Jazz cats“ in Reykjavík. Er studiert Jazz-Klavier und kombiniert in seinen Kompostionen klassische, elektronische und Ambient-Musik. Das verspricht den perfekten Soundtrack für einen verkaterten Sonntagabend, an dem der Post-Festival-Blues schon um die Ecke lugt.
Was ist eigentlich aus dem famosen Blue Lagoon Chill geworden, mit dem man sich am Samstagvormittag ins Iceland Airwaves katern konnte? Der letzten Hinweis auf diesen Event findet sich im Oktober 2014 auf der Facebook-Seite des Festivals. Was passierte denn danach damit? Weiß das hier jemand? Muss ich die Badehose nicht einpacken?
Dafür gibt Björk dieses Jahr ein supermegaexklusives Konzert im großen Saal der Harpa. Die Tickets dafür sowie für die (später rasch hinzugefügte) Zusatzshow kosteten gleich noch mal so viel wie das Ticket für das gesamte Festival und waren trotzdem innerhalb von Minuten ausverkauft. Allen, denen das zu schnell ging, zu teuer war oder denen es nie genug Björk sein kann, sei die Ausstellung Björk Digital empfohlen. Das experimentelle Virtual Reality Projekt wird sich an allen Festivaltagen auf der Ostseite der Harpa über drei Ebenen erstrecken und möchte die Möglichkeiten von Björks Musik in Verbindung mit innovativer Technologie erforschen. Leider werden auch dafür wieder extra Tickets benötigt, die für umgerechnet gute 23 Euro hier erstanden werden können.
Ganz ohne extra Tickets lassen sich im gewöhnliche Musikprogramm des Festivals auch am Samstag einige Highlights entdecken. Obwohl man es mir mit weiblichem Gesang oft genug nicht recht machen kann, weil ich diesen als zu quäkig, zu piepsig, zu gewöhnlich oder zu angestrengt empfinde, stehen in meiner Samstagsauswahl erstaunlicherweise ausschließlich Acts mit weiblichem Stimmen im Fokus. Eine Playlist gibt’s bei Spotify.
20:00 • Karó • Nasa
Karólína Jóhannsdóttir gehört zum Künstlerkollektiv um die Retro Stefson-Brüder Les Frères Stefson. Als Karó hat sie bisher erst zwei Songs veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit Logi Pedro Stefánsson entstanden sind: Electro-Pop mit Ohrwurmpotential und einer tollen Stimme.
27. Oktober 2016 20:15 Uhr Beatpol, Dresden Einlass ab 19:30 Uhr
Dieser Beitrag braucht kaum Worte, Mono machen schließlich Instrumentalmusik.
Bei Visions kann man das aktuelle – mittlerweile 9. – Album der Japaner anhören, das sie Euch ab morgen auf einer Deutschlandtour um die Ohren hauen. Am 27.10. im Dresdner Beatpol, am 21.11. im Hamburger Übel & Gefährlich. Als gleichwertiger Headliner mit unterwegs: Alcest.
Ohrenstöpsel bitte nicht vergessen!