„Conceptual Vandalism“ Contemporary Art on Trains. Urban Script Continues 2012
Mitte der 1980er schwappte das US-amerikanische Phänomen U-Bahn Wagen zu besprühen nach Europa über. Da es in wenigen Städten großflächige Metrosystem gab, konzentrierte man sich auf andere Nahverkehrsmittel . S-Bahnen und Regionalzüge schienen das perfekte Pendant zu sein, um die amerikanischen Vorbilder zu imitieren. Die Writing Ideologie “Schreibe deinen Namen so oft wie nur möglich auf Zügen” wurde dabei übernommen.
Seit 2000 sind neue Tendenzen zu entdecken. Das simple Namedropping wurde einer Gruppe Sprüher zu langweilig. Sie entwickelten neue Strategien auf Zügen zu malen. Bis 2009 war es eine kleine Gruppe an Zugkünstlern, die sich vom klassischen Writing auf Zügen getrennt haben. Seitdem scheinen, durch den Einfluss des Internets, immer mehr Writer das “Züge Verkunsten” als ernsthafte Strategie zu begreifen.Conceptual Vandalism fasst eine Gruppe Zugmaler zusammen, die bereits vor 2009 im non-writing Kontext konzeptuell auf Zügen arbeiteten.
Die Originalkunstwerke werden in Deutschland immer binnen kürzester Zeit zerstört. Die Fotografie ist das am weitesten verbreitete Medium zur Dokumentation der Werke. Deshalb zeigt die Ausstellung vor allem dokumentarische Fotografie. Ergänzt wird der Inhalt durch Skizzen, Objekte, Videos und Internetinhalte.
An der Ausstellung beteiligen sich Künstler, die nicht öffentlich in Erscheinung treten. Die Künstler agieren ausschließlich im Untergrund. Zugmalerei ist bis heute illegal und wird strafrechtlich verfolgt.
Seit 2010 sammelt der Kurator Jens Besser auf dem Trainworks-Blog non-writing Zugmalereien im Netz. Nun werden erstmals unveröffentliche Bilder seiner umfangreichen Recherchen gezeigt.
29. November 2012 19:00 Uhr Location siehe Text, auswärts
Anja Bohnhof hat gemeinsam mit Weltensammler Ilija Trojanow Kalkutta bereist und bringt uns die indische Metropole als „Stadt der Bücher“ näher. Die Fotografien Bohnhofs gibt es ab dem 29.11. in der Galerie bautzner69 zu sehen.
„Von den Bürgersteigen zu den Durchgängen, von Türen und Treppen bis hinauf zu vollgestopften Dachgeschossen stapeln sich Bücher zu Fassaden, Ecken und Erkern.“
Die Bücher, kleine, vielfarbige Wolkenkratzer, wachsen in College Street in die Höhe. Regale sind Luxus. Aneinander reihen sich bloß die zahlreichen Läden in denen ein Mensch und ein Ventilator Platz finden. In diesen Ein-Mann-Boxen, erhält man, so der Autor, tatsächlich innerhalb kürzester Zeit den Titel, nach dem man sucht. An die hundert Verlage sind in der College Street und ihren Seitenstraßen ansässig, etwa zehntausend Buchverkaufsstände und Läden (der älteste 150 Jahre alt), dazu Papierschneider und Drucker.
„books for sale“ – Fotografie von Anja Bohnhof, Dortmund
Zur Arbeit ist die Publikation: „Stadt der Bücher“, Ilija Trojanow und Anja Bohnhof im Verlag LangenMüller, Frühjahr 2012, erschienen.
Im Frühjahr 2011 besuchte Sebastian ein umjubeltes Troy Von Balthazar Konzert und schrieb anschließend so bildhaft darüber, dass ich durchaus bereute, bei dieser seltsam anmutenden Vorstellung nicht dabei gewesen zu sein. Eine neue Chance auf die zur Schau gestellte Verletzlichkeit bei gleichzeitigem Aufbäumen gegen nicht abzuschüttelnde Dämonen des Troy von Balthazar gibt es morgen in der scheune, wo er mit seinem neuen Album „…is with the demon“ erneut den November vertont, im Juli will so was doch niemand hören. Wolkenwirbel, Nieselregen, Nebelfelder sind offenbar die meteorologischen Wohlfühlparameter seiner Musik.
Unterstützung kommt an diesem Abend von Carlos Cipa, den ich bei Mittelstern schon länger in der To-do-Soundcheck-Liste eingelagert habe, denn für Freunde von Nils Frahm, Max Richter oder Dustin O`Halloran rückt hier ein junger Mann den Klavierhocker zurecht, der mich mit seiner Musik vom ersten Ton an im Nacken gepackt hat wie eine Katzenmama und schlicht wunderbare Filmmusik fürs Kopfkino schafft. „The Monarch and the Viceroy“ eignet sich als Soundtrack für Märchenszenen in prunkvollen Schlössern ebenso wie für nächtliche Autofahrten durch Ödnis, selbst hektisches Großstadtleben lässt sich so beobachten und viel besser ertragen.
Simon Littauer und Mads Bergland stehen gerade als Livemusiker für Reptile Youth am Keyboard bzw. an der Gitarre und supporten ihre dänischen Landsmänner außerdem mit ihrem eigenen Projekt: Broke.
Mit Broke verleihen Simon (Electronics) und Mads (Gitarre) ihrer Ablehnung der dänischen Mainstream-Popkultur Ausdruck. Das Wort „Broke“ soll dabei nicht nur nur ihre eigene finanzielle Situation sondern auch den Status ihrer hoffnungslosen und abgerissenen Generation reflektieren. Und so liefert die Musik von Broke – düsterer Electronic Industrial/Post Punk – den perfekten Soundtrack zu einer futuristischen Endzeitstory, in der die trostlose Realität in psychedelisches Flackern aus schneidend-kalten Synthies, unermüdlichen Beats und wütenden Maschinenstimmen zerfällt.
»Broke folgen nicht den traditionellen Songstrukturen. Unsere Songs haben nur Verse. Sie enthalten Soundlandschaften und Bilder großer Maschinen, brennender Wälder und abstürzender Flugzeuge.«
Die erste Single, Restless Beach, »basiert auf einem Traum über apokalyptische Liebe. Es ist ein düsterer Disko-Track, der die kleinen Stunden eines exzessiven Samstagnacht-Exodus vertont.« meint die Band selbst in der Presseinfo. weiterlesen…
Wenn Mads Daamsgard Kristiansen vor Publikum auf einer Bühne steht, wird er zu diesem wilden Tier, das man Rampensau nennt. Jedes Konzert von Reptile Youth ist eine körperliche Herausforderung, vor allem für Mads selbst. Er klettert und hangelt sich an allem entlang, was einigermaßen standhalten könnte, lässt sich wieder runterfallen oder springt gleich ins Publikum und präsentiert anschließend auf Facebook die davongetragenen Blessuren. Während sich Esben Valløe eher den Techniknerd des dänischen Duos gibt, lässt Mads auf der Bühne alles raus und betrachtet das als seine Form der Therapie, lebt diese verrückten Momente, um sich seine geistige Gesundheit zu erhalten.
Auf ihrer umfangreichen Europatour kommen Reptile Youth am 26.11. auch im Beatpol in Dresden vorbei. Wir verlosen 2×2 Tickets unter allen, die bis 22.11., 22:12 Uhr eine E-Mail an redaktion[@]mittelstern[.]de schicken und uns ihr verrücktestes/beeindruckenstes/merkwürdigstes Konzerterlebnis vor Reptile Youth in Dresden verraten. weiterlesen…
The Slow Show aus Manchester klingen tatsächlich ein bisschen wie The National, bei deren großartigem Song Slow Show sie sich für ihren Bandnamen bedienten. Die Briten liefern keine Musik für hippe Jungs mit Haarbändern und T-Shirts in Neonfarben, sondern steht Anzugträgern und Pub-Besuchern ganz ausgezeichnet. Frauen dürften ihnen sowieso zu Füßen liegen – die Musik im CD Regal akribisch einsortiert zwischen Elbow und eben: The National. Am Freitag sind The Slow Show zu Gast beim Wohnzimmerkonzert im Schwarzen Salon und diese lokalen Begrifflichkeiten passen ebenso perfekt zur Band wie die derzeitige Wetterlage. Herbstmusik, die wärmt.
Es muss 2006 gewesen sein, als ich die mir bis dahin unbekannten Great Lake Swimmers aus Kanada zum ersten Mal live im Beatpol sah. Damals fanden sich leider nur sehr sehr wenige Menschen zum Konzert ein, diejenigen aber, die dem Konzert beiwohnten, erlebten einen der besonderen Momente, in denen Publikum und Künstler sich selbst genügen, in der Musik verlieren und das fast schon exklusive Beisammensein genießen. Sänger Tony Dekker schickte gegen Ende des Auftrittes seine Bandkollegen an die Bar und performte noch einige Stücke solo, ohne dass es auch nur ansatzweise so wirkte, hier würde sich einer in den Vordergrund spielen wollen. Vielmehr teilte er nur noch mehr Verletzlichkeit mit den Anwesenden. Großartiges Konzert, das mich dazu veranlasste, fortan so ziemlich alle Platten zu kaufen, die die Band herausbrachte.
Der sehr traditionelle Americana/Folk der Kanadier spiegelt sich auch auf dem mittlerweile fünften Album „New Wild Everywhere“ wider, das im April dieses Jahres erschien. Wie immer provoziert es Bilder von Getreidesilos, Staub und endlosen Straßen, beschleunigt aber durchaus auch mal Richtung Rock.
Von Montag, dem 12. November bis Donnerstag, den 15. November gibt es im Alten Wettbüro wieder was auf’s Auge. Bereits zum dritten Mal präsentiert die international aktive Künstlergruppe Optical Junkfood Arbeiten aus dem Bereich Grafik, Illustration, Collage, Fotografie und Rapschrift.
Mit dabei sind: clone 783, sokar uno, caparso, cik, heike lindner, ines perez navarro, michal mraz, michal bajzi, andy k., ollin benuz. Und jeden Tag ein feines musikalisches Rahmenprogramm.
Awwww, Tindersticks! Wohlige Schauer löst die Band um Sänger Stuart A. Staples seit 1991 aus. Das Rolling Stone Magazin schrieb im Februar über das 19 Jahre zurückliegende Debütalbum der Briten:
Szenen zwischen Boudoir und Schlafzimmer, Zigaretten und Brandy, Songs mit Piano und Orgel und akustischer Gitarre und Violine, in denen nie die Sonne schien, eine Atmosphäre zwischen Lord Byron, Oscar Wilde und Shelagh Delaney, das Genuschel eines Sängers, das aus dem Bett zu kommen schien oder hinter schweren Vorhängen ertönte. Der Regen, die gedrungenen Häuser mit kleinen Gärten, die Straßenlaternen, der Suff, der Ennui und die Liebe: Dieses Album war das romantischste und britischste, das je aufgenommen wurde.
Anlass der Reflexion war das Erscheinen von „The Something Rain“, dem aktuellen Album, mit dem die Band derzeit auf Tour ist und dabei am Dienstag auch in Dresden stoppt.
‚Allelujah! Don’t Bend! Ascend! Wer mal wieder so richtig Bock auf respektables Headbangen & Weltverlust hat, findet sich am Samstag in der Reithalle bei GY!BE ein, um sich mit den Spannungsbögen der Kanadier, ihren dynamischen Ausbrüchen und der Kondition, einen Song auch mal auf ne halbe Stunde zu zerren, ganz bewusst heftigen Implosionen auszusetzen. Von mir aus auch Explosionen. Da geht man nicht zum Quatschen hin.