Mitbringsel vom SPOT Festival 2018: When Saints Go Machine – It’s A Mad Love

· 01.06.2018 · Keine Kommentare

Am zweiten Maiwochenende fand im dänischen Aarhus das SPOT Festival statt, jenes kleine, feine Lieblingsfestival, das einmal im Jahr sein Bühnenlicht auf Newcomer und etablierte Künstler der dänischen und (überwiegend) skandinavischen Musikszene richtet. Nach einem Jahr entschuldigten Fehlens, habe ich von meinem sechsten SPOT mit Khalil und August Rosenbaum zwei neue Lieblingsacts mitgebracht und konnte meine alte, beinahe vergessene Begeisterung für When Saints Go Machine auffrischen.

When Saints Go Machine - live @SPOT Festival 2018Seit ihren Auftritten zum 2013er Album Infinity Pool war es (zumindest in Deutschland und Kanada) so ruhig um When Saints Go Machine, dass ich fast vergessen hatte, Fan zu sein.
Tatsächlich aber haben sich die vier Herren in der Zwischenzeit diversen Nebenprojekten gewidmet (Nikolaj Vonsild: Cancer, Khalil. Jonas Kenton und Silas Moldenhawer: Kenton Slash Demon. Simon Muschinsky: The League Of Extraordinary Gentlemen.) und als When Saints Go Machine ihren Ansatz zeitgenössischer elektronischer Popmusik in den Kontext eines klassischen Sinfonieorchesters gesetzt. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Kopenhagen spielten sie im Februar 2017 unter dem Titel 60 Minutes with When Saints Go Machine zwei ausverkaufte Konzerte in der Royal Danish Academy of Music.

Seit Anfang Mai dieses Jahres gibt’s mit der EP It’s A Mad Love nun endlich ein paar neue Songs, die überraschend anders und gleichzeitig doch unverwechselbar nach When Saints Go Machine klingen.
Wie schon auf Infinity Pool kommt auch das erste Stück der neuen EP – ArrowThroughSkinOutOfBlueSky – direkt mit einem fetten Gast-Rap von Run The Jewels Killer Mike um die Ecke, dazu gibt es ein wirklich tolles, bissiges Video:

In ihren neuen Songs geben sich When Saints Go Machine erneut rastlos, vage und wie gewohnt schwer zu greifen. Den verlässlichsten Anker wirft immer noch Nikolaj Vonsilds Stimme aus, die mal höchst zerbrechlich, beinahe sakral über allem schwebt, vorwurfsvoll klagt oder sich zu ihrem Vielfachen verpixelt. Schön, wie man sich in die chiffrierten Textfragmente reindenken kann, wonach einem gerade der Sinn steht. Leerzeichenlose Titel wie KassandraComplex7AM und der aufgewühlte Sound lassen eine Tendenz zur grüblerischen Melancholie vermuten. Vor allem aber, weil man das so will und sich auch gar nicht anders vorstellen mag. Einer derart übernatürlich wirkenden Stimme möchte man eben nicht bei der Abhandlung von Banalitäten zuhören. Oder gerade doch? Mich jedenfalls lässt schon die beständige Rätselhaftigkeit von When Saints Go Machine immer wieder zu meiner Begeisterung für diese Band zurückfinden.

Mit ihrem Auftritt zum diesjährigen SPOT Festival brachen When Saints Go Machine einmal mehr mit Hörgewohnheiten und Erwartungen. Es scheint ihnen herzlich egal zu sein, wie die Inszenierung ihrer Songs aufgenommen wird oder ob sie vielleicht sogar ganz durchfällt. Im, bis auf den letzten Platz besetzten, großen Saal des Musikhuset in Aarhus traf Vonsild mit seinem pausenlosem Hin- und Herlaufen einen Punkt zwischen Irritation und Nervosität, während seine Stimme auf der spärlich beleuchteten und wie gewohnt übergroß wirkenden Maschinenmusik konsequent in Autotune-Effekten ertrank.

When Saints Go Machine - live @SPOT Festival 2018

Vielleicht wird man sich an die Autotune-überladenen Auftritte der Band vorerst gewöhnen müssen, eine Pause davon verspricht hoffentlich der für Februar 2019 geplante zweite Teil von 60 Minutes with When Saints Go Machine in der erneuten Zusammenarbeit mit dem Kopenhagener Philharmonie-Orchester. Oder auch nicht? Ich werde mir das anschauen.

twitter share buttonFacebook Share