Am zweiten Maiwochenende fand im dänischen Aarhus das SPOT Festival statt, jenes kleine, feine Lieblingsfestival, das einmal im Jahr sein Bühnenlicht auf Newcomer und etablierte Künstler der dänischen und (überwiegend) skandinavischen Musikszene richtet. Nach einem Jahr entschuldigten Fehlens, habe ich von meinem sechsten SPOT mit Khalil und August Rosenbaum zwei neue Lieblingsacts mitgebracht und konnte meine alte, beinahe vergessene Begeisterung für When Saints Go Machine auffrischen.
Es hatte sich gar nicht bis zu mir nach Kanada rumgesprochen, dass When Saints Go Machine Sänger Nikolaj Vonsild gemeinsam mit Simon Formann (Yen Towers) und Villas Klint unter dem Namen Khalil im August letzten Jahres ein Album veröffentlicht hat. Fraglich, ob mich der ambivalente Industrial-Charme von The Water We Drink schon damals so gepackt hätte, als sich meine Sehnsucht nach sehr großen Gewässern ganz einfach durch einen täglichen Spaziergang um Vancouvers Seawall beruhigen ließ.
Seit dem – großartigen! – Auftritt von Khalil zum diesjährigen SPOT Festival kann ich aber ebenso wenig aufhören, das Album zu hören, wie darüber zu grübeln, warum ich mich so darin verfangen habe.
Meine Ratlosigkeit reicht vom unklaren Namen des Trios (in den Social Media Kanälen tauchen sie inzwischen unter dem Namen KhalilH20p auf) über dessen Sound aus zunächst wenig zugänglichen, ständig wechselnden Klangtexturen voller Details aus Beatfragmenten, Beinahe-Club-Momenten und Samples, bis zu Vonsilds rastlosem Hin- und Herlaufen auf der Bühne und verfestigt sich in seinen Textzeilen. Dort, wo Vonsilds durchgängig Autotune-verzerrte, eindringliche Stimme ein paar Worte freilegt, lassen sich durchaus poetische Bilder erahnen.
Alles bleibt dennoch unbequem kryptisch. Geht es hier wirklich darum, sich auf verschiedenen Ebenen der tiefen Verbundenheit zum Wasser anzunähern, wie es der Pressetext nahelegt? Oder um das Auf und Ab der großen und kleinen Wellen, die persönliche Erfahrungen und Gefühle schlagen? Um alles? Oder um gar nichts? Über Andeutungen lässt es sich so herrlich den Kopf zerbrechen – Sollen sie allzu Persönliches schützen oder lässt es sich einfach nicht konkreter fassen? – und immer schaffen sie Distanz.
Lange nicht mehr hat mich ein Album so intensiv beschäftigt wie dieses, mich hin- und hergerissen zwischen unbedingt Wissen- und Verstehenwollen, um die transportierten Gefühle greifen zu können und latentem Genervtsein, weil auch das zigste Mal Hören nicht mehr offenbart als das zuvor. (Und ja, auch, weil Vonsilds Stimme für mich wirklich kein Autotune braucht. Eigentlich.)