Nach zwei Jahren ohne Iceland Airwaves Festival fühlte sich die Ankunft in Reykjavík ein wenig wie Heimkommen an, wieder abzureisen hingegen wie ein schlimmer Liebeskummer. Dazwischen erklang fünf Tage lang von vormittags bis spät Musik, gab es sündhaft teures Essen und Bier, ein Unterwasserkonzert im Schwimmbad Sundhöll Reykjavíkur, ein paar Panels und einen Ausflug zum Berg Esja. Nun, da ich mich so langsam wieder daran gewöhnt habe, nicht mehr an jeder Tür mein Bändchen vorzuzeigen und nicht mehr aus jedem zweiten bunten Häuschen Musik zu hören, ist es höchste Zeit, in der Souvenirtüte zu kramen.
Die (aller)besten Shows
GKR, Húrra
Schon sehr lange hat mir kein Konzert mehr so großen Spaß gemacht, wie das von GKR im Húrra. In dem kleinen, dunklen und vollgepackten Venue traf Gaukur Grétuson auf ein absolut enthusiastisches und textsicheres Publikum. Das ergab im Zusammenspiel mit den mitreißenden und (vermutlich) witzigen Songs und der ausgelassenen Bühnenpräsenz des 22jährigen Rappers – und das passt jetzt sprachlich so gar nicht ins Gesamtbild Jungspund-Hip-hop – einen absolut magischen Konzertmoment. Ich verstehe (leider, leider) kein Wort von dem, was GKR da fröhlich vor sich hin knarzt, aber Liveshows, die einen so glücklich und begeistert zurücklassen, sollten möglichst oft und von sehr vielen Leuten besucht werden.
Hermigervill, Hlemmur Square
Wer hier mitliest weiß vielleicht, dass ich allerspätestens seit meinem Interview mit Sveinbjörn Thorarensen aka Hermigervill großer Fan bin. Erklären konnte ich mir das noch nie so genau, aber es funktioniert immer und immer wieder. Hermigervill-Shows machen mich glücklich, egal wo und wie oft ich sie erlebe. Ich habe es in diesem Jahr nur zu einem seiner zahlreichen Auftritte geschafft, es mir aber noch mindestens zwei weitere Male vergeblich vorgenommen. Als kleiner Trost war Hermigervill aber ständig und auf allerlei Bühnen anzutreffen, mit Berndsen, Karó oder FM Belfast.
Reykjavíkurdætur, Harpa Silfurberg
Die „Töchter Reykjavíks“ sind ungefähr 15 an der Zahl, das variiert hin und wieder. Allein so viele schöne Frauen auf einer Bühne in abwechselnder Interaktion zu erleben, macht diese Show äußerst unterhaltsam und sehenswert. Im Gegensatz zu GKR, der mich völlig mitgerissen hat, störe ich mich bei Reykjavíkurdætur aber immer wieder daran, die Texte nicht verstehen zu können. Vielleicht ist es ja einfacher, ein Gespür für die fremdversprachtlichen Gedanken und Aussagen eines Kopfes zu entwickeln als für die von fünfzehn.
Ohrwürmer
Lange habe ich mir gewünscht, mal wieder Songs zu hören zu bekommen, die hängen bleiben und sich festkrallen, anstatt einfach nur belanglos durchzurutschen. Auf dem Iceland Airwaves 2016 gab es davon einige. In meinem Kopf laufen zur Zeit:
aYia, Water Plant
Düster, mystisch und absolut betörend. So war auch die Show von aYia im mit Künstlern und Festivalbesuchern dichtgedrängten Húrra. Leider habe ich davon nur einen kleinen Ausschnitt zu schnappen bekommen.
The Internet, Special Affair
Während ich von diesem Song absolut überhaupt gar nicht genug bekommen kann, war die Show von The Internet zwar äußerst nett und sympathisch, aber eben auch nur das.
Gangly, Fuck With Someone Else
Dieser hier dient als Platzhalter für einen Song, den Gangly zwar gespielt, aber noch nicht veröffentlicht haben. Die Liveumsetzung der isländischen Supergroup um die Samaris-Sängerin Jófríður Ákadóttir hat mich leider eher müde gelangweilt als begeistert. Die tolle Songs sind jedoch geblieben.
GKR, Tala Um
Ich verstehe kein einziges Wort, aber dieser Song geht immer und hebt meine Stimmung schlagartig um mindestens 4.
Tollstes Video
Aua, Herzschmerz.