Auf ein Bier mit John Klein: Maik Wieden

· 16.05.2012 · 1 Kommentar

Maik Wieden (von Leo hört Rauschen) und ich trafen uns entspannt zu einem Bier im Bautzner Tor. Es sollte ein Lieblingsort sein und die Wahl traf er selbst. Ich habe das Interview als Free-Style angekündigt.
Maik freute sich und meinte  vorab; Au Fein. Klingt nach Piratenfragen!
Na denn, habe ich mir gedacht, war aber auf einige Antworten nicht gefaßt!
Offen, wach und gut gelaunt, sitzt Maik mir gegenüber und kommentiert durchweg alle Fragen oder Statements, die ich habe.
Seine Erscheinung ist kurz vor schick, aber eine Spur abweichend. Bei manchen Menschen paßt es nicht. Sie sehen schnell zu sauber aus. Maiks gestreiftes Hemd und Jackett; das ist irgendwie englischer Style.
(Schirm und Jackett haben dort einfach eine andere Bedeutung.)

JK:  Ich mag das mit dem Jackett.
MW:  Schön, das es dir gefällt. Ich auch.
JK:  Gleich mal zu Beginn.Was brauchst du so um dich, Maik? Wie arbeitest du?
MW:  Mich überfordern schnell zu viele Möglichkeiten. Vielfalt verwirt mich.
So sieht es auch entsprechend bei mir zuhause aus. Da wo ich arbeite, an meinem Schreibtisch zum Beispiel, in     meinem  Zimmer ist alles ganz leer und klar.
JK: Das steht im Gegensatz zu manchem künstlerischem Chaos. Wie steht es damit?
MW: Der Keller ist voll. Aber ich brauche ganz klare Strukturen Vielleicht mache ich auch deshalb immer erst einmal etwas zu Ende, bevor ich das Neue beginne.
JK: Was denn zum Beispiel?
MW: Ich habe eine Ausbildung gemacht, jenseits der Musik.
JK: Möchtest du die in deinem Lebenslauf als Musiker haben?
MW: Das spielt im Jetzt einfach keine Rolle!

Alles abgeschlossen, und alles ist offen.
Es ist eine Frage der Entscheidungen.   (Pause)   Obwohl ich ein Vielleicht-Mensch bin.
JK: Das widerspricht sich ja nicht. Das bedeutet nur, daß du (oder ihr) nicht einfach drauflos spielt?
MW:  Alles beginnt intuitiv. Nur so enstehen gute Songs.
zuviel Überlegungen zerstören den Impuls.Aber nicht zu willkürlich.
JK: Du meinst unwillkürlich. Im Gegensatz zu bewußt. Warum machst du Musik?
MW: Weil es mir gut tut, die Drinks nix kosten, und die die Arbeit mit den Jungs unglaublich viel Spaß macht.Und auch, weil es etwas ist, was man  nicht allein genießt.
JK:: Du bist am liebsten  in einer Gruppe?
MW: Eben das Gegenteil. Ich bin von je her eher für mich allein. Eine Band ist ein guter Grund, etwas zusammen zu machen, vor allem wenn man sich gut kennt.
JK: Wie lange macht ihr das schon?
MW: Seit 7 Jahren, aber noch nicht mit Leo .Davor hatten wir Funny Farm. Das war Punk! Leo hört Rauschen ist anders.
JK: Worum geht es dir da in einem Konzert?
MW: (ohne zögern!)Zuhören!
JK: Was ist für dich die optimal Show, der optimale Raum, das optimale Publikum.
MW: Achtzig bis Neunzig Leute. Kleine, zentrale Bühne zu ebener Erde. Familiär und alle bei der Sache.
JK: Verstehe ich gut, klingt trotzdem ein wenig nach sozialer Aufgabe.
MW: Na ist es ja auch. (Lehnt sich vor)

Die Jugend wird musikalisch entwurzelt. Da muß man dagegen arbeiten.
(Reinste Bühnenpräsenz der Typ! Und schreibt die Texte selbst!)
JK: Da schließt du dich mit ein?
MW: Durchaus. Wir sind alle auf der Suche und in der Musik, auf der Bühne kann man was anbieten, aufklären, erzählen.
JK: Du klingst älter, als du bist.
MW: Das macht gar nichts. Ich halte mich einfach gern an konservativen Werten fest.
JK: Klar, dann kann man sich eindeutig entfernen oder positionieren.
MW: Und das bekommen auch die Leute mit, die es hören. Es muß ja auch nicht jeder mögen. Ich mach das, weil ich Lust drauf habe, oder wir.
JK: Obwohl du das was du tust, sehr ernst meinst.
MW: (ernsthaft erstaunt) Geht das anders?
JK: Nur so zum Spaß?
MW: Echter Spaß ist durchaus ernst.
JK: Siehe Charlie Chaplin.
MW: Wenn ich das, was ich da tue, wirklich meine, kommt es auch anders an.
JK: Die Botschaft ist das Ziel?
MW: Über die Musik.
JK: Würdest du auch was anderes machen? Du könntest zum Beispiel auch Schauspieler sein.
MW: Mach ich auch gerne. Bin ich ja auch zum Teil auf der Bühne, aber eben in der eigenen Show. (Von mir und der Band.)
JK: (wie im Theater)Hier haben wir jemanden der eine Geschichte erzählen will!
MW: Jede Geschichte ist schon erzählt.
JK: Eine alte Weisheit. Es kommt natürlich darauf an, auf welche Weise.
MW: Immer eine neue Variante.
JK: Und da gehört eine Menge dazu. Zum Beispiel das Bühnenoutfit.
MW: Unbedingt! Die Erscheinung ist wichtig! Für uns und fürs Publikum. Und sowieso überhaupt. Ich mag das.
JK: Was hörst du so? Was ist deine Musik?
MW: The Kills, the do, Zoot woman….
JK: Was ist deine klassische Musik. Welche Wahl trifft es da?
MW: The Black Keys.
JK: Nein, ich meine wirklich klassische Musik. (Manche Leute hören so etwas überhaupt nicht, soll’s geben.)
MW: Ach so! Vivaldi. Eindeutig Vivaldi.

Hier haben wir wieder die “ Beatles und Rolling Stones“ Frage.
Es gibt nur eine Band, für die man sich entscheidet.
In der Klassik sind es Bach, Vivaldi, Mozart, Tschaikowski…
Bach ist der Postrock der Klassik, Vivaldi ist Drum and Base, Mozart ist Pop, was sonst und Tschaikowski; Singer Songwriter mit suiziden Allüren…und Beethoven ist der Rocker.

(Pause, die es im Gespräch mit Maik kaum gibt, denn es fließt tatsächlich…)
MW: Wir sind alle das, was wir mal waren!
JK: Solche Sätze sagst du einfach so dahin!
Da macht mich schon fertig! Ich denk mir; Hausaufgaben machen und noch mal ins Rauschen rein hören.
Also tschüß, das mach ich jetzt!!!
MW:

Ruhig Blut! Hör auf den Regen!

Regen ist Leben und immer gut!
JK: Bist du ein Poet?
MW: Das können wir jetzt entscheiden.
JK: Danke , das du mich mit einbeziehst.
MW: Gern geschehen, aber das mit dem Poeten hast du ja gesagt….
JK: War mir eine Freude!
MW: Ganz meinerseits!

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schönes interview.