Social Media für Kunst ist eben auch eine Kunst

· 15.08.2010 · 12 Kommentare

Den Satz „Social Media ist auch eine Kunst“ habe ich vor Kurzem ja bereits per Twitter und Facebook in die Welt posaunt. Ich war einfach wirklich überrascht, innerhalb kürzester Zeit sowohl vom Ornö als auch von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bei Facebook Freundesanfragen von Privatprofilen zu bekommen.

Ich finde es wirklich eher erschreckend als „niedlich“ (ein Bekannter), wenn solch etablierte und finanziell durchaus gut ausgestattete Einrichtungen wie die SKD so völlig unvorbereitet ans Werk gehen, dass eher ein Imageverlust risikiert wird, als der anvisierte Imagegewinn erreicht; Vor allem international, denn in Facebook erfahreneren Ländern wie den USA stößt das sicher noch bitterer auf als hier.

Privatprofile sind für Privatpersonen! Und ich kenne keinen Herrn oder Frau „Staatliche Kunstsammlungen Dresden“.

Die Unterschiede zwischen Privatprofilen und Fanseiten sind mehr als sinnvoll! Darum sollte man sie auch entsprechend nutzen!

Der große Unterschied – vor allem für die Masse derer, die sich Thomas` großartigen Facebook-Leitfaden noch nicht durchgelesen haben – zwischen einem Unternehmensprofil und einem Privatprofil besteht darin, dass Privatpersonen, die ich als „Freund“ hinzufüge, standardmäßig auch meine Statusmeldungen lesen, verfolgen und kommentieren können. Und es geht die SKD nun wahrlich nichts an, was ich gerade tue, wenn ich mich nicht mit Kunst auseinandersetze.

Ich möchte sehr gerne die Möglichkeit haben, ihren Mitteilungen auf einer Facebookseite zu folgen, informiert zu werden und mit anderen Besuchern der Seite in den Dialog zu treten. Ich möchte wirklich gerne wissen, ob und wenn ja was ausländische Besucher über die Ausstellungen denken und denke, dass sich dort auch ein wirklich spannender Crowdsourcing-Pool zu Themen entwickeln könnte, die mich brennend interessieren, wie etwa die Vermarktung Dresdens. Die Entscheidung pro Facebook war also absolut richtig! Bedenke: Hygienemuseum oder Zoo sind dort gar nicht vertreten, obwohl es so nahe liegt! Aber: All das aber möchte ich bitte über eine Unternehmensseite tun, denn es gibt weitere gute Gründe, warum Unternehmen und Institutionen wie die SKD nicht mit einem Privatprofil arbeiten sollten.

Zum Beispiel den, dass es laut Facebookrichtlinien gar nicht erlaubt ist! Und das ist für mich eines der wesentlichen Erfolgsargumente für Facebook. Denn nur über ein Privatprofil kann man von sich aus andere Kontakte „adden“ und wenn das jedes Unternehmen machen würde, dann hätte ich jeden Tag garantiert 100 Freundesanfragen von Bands, Fitnesstudios und Autoren diverser E-Books. Genau DAS geht aber eben bei Facebok nicht und genau das macht es so viel angenehmer als myspace.

Für die SKD dürfte es zudem relevant sein, dass ein privates Profil nur 5.000 Freunde hinzufügen darf. Und dann ist zick mit dem Kontaktausbau. Vor dem Problem steht zum Beispiel die Musikexpress Redaktion gerade mit 4.981 Freunden. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die SKD irgendwann auch an diese Grenze kommen kann. Und es ist trotz aller ugestandenen Anfangsfehler etwas peinlich, wenn man plötzlich nach zwei Jahren nochmal von vorne anfangen muss. Zumindest Social Media Korinthenkacker wie meiner einer werden darüber bestimmt irgendwann mal in ihrem Blog berichten. Naja! Oder auch nicht. Dem Musikexpress hab ich (zumindest geschmacklich) schon ganz andere Dinge verziehen :-)

Auch das Facebook-Fanwidget, eines der wichtigsten Tools zur Verknüpfung von Website und Facebookprofil, kann man für Privatprofile nicht generieren. Von Statistiken und Suchanfragen über Facebook mal abgesehen.

Dialog: Sowieso völlig überbewertet?

Anstupsen ja, Nachricht schreiben nein - das Facebookprofil der SKD

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben zudem das Kernziel von Social Media – die Einladung zum Dialog – leider weiterhin auch auf ihre ganz eigene künstlerische Art und Weise interpretiert (oder auch hier verschlafen, den einen oder anderen Leitfaden zu lesen?)

Sie haben jedenfalls ihre Einstellungen so gesetzt, dass man als Nichtfreund nicht einmal eine Nachricht an sie senden kann!

Genau das hatte ich heute nämlich vor, um ihnen den einen oder anderen Punkt aus obigen Ausführungen persönlich (statt öffentlich) nahezulegen, eine Gespräch zum Thema anzubieten und außerdem um einen Gefallen zu bitten! Mich hatte nämlich eine sehr nette Dame aus Bremen gebeten, ihr über unser Stadtteilblog dabei zu helfen, Karten für das Grüne Gewölbe zu verkaufen, die sie leider nicht mehr braucht. Meine Idee war, die SKD dazu zu bringen, mein entsprechendes Posting auf dieneustadt.de vielleicht als Statusmeldung über Facebook zu verbreiten. Ging aber leider nicht, ich konnte sie als Nichtfreund nicht anschreiben.

Ok, genug drauf rumgeritten. Social Media für Kunst ist eben auch eine Kunst. Ich werd jetzt mal eine gute Bekante von mir anschreiben, die bei einem Dresdner Festspielhaus arbeitet. Die haben nämlich auch ein privates Profil bei Facebook und bereits über 400 Freunde dort. Ich denke, es wird dringend Zeit, mich mit ihr auf einen Kaffee zu treffen. Vielleicht lade ich noch den dazu, wegen dem ich mir gerade ziemlich Mühe gegeben habe, nicht den Tag #fail zu benutzen :-)

twitter share buttonFacebook Share

Erste Schritte in dieser -zugegebenermaßen- neuen virtuelle und digitalen Welt, deren Wert nicht auf den ersten Blick erkennbar können einen auch schon mal stolpern lassen.

Dann möchte ich jedoch auch gerne wissen, woran es gelegen hat. Und nicht unbedingt gleich sehen, dass dies auch die ganze Welt erfährt.

Wie mitteilen, ohne anderen „Gesicht verlieren zu lassen“?

Ein nicht zu unterschätzendes und doch oft nicht wahrgenommenes Thema im heutigen Wirtschaftsleben.

Beste Grüße zum frühen Morgen,

Ralf

Auch wer erste Schritte in der neuen virtuellen/digitalen Welt geht, kann sich a) vorher erkündigen, wo Stolperfallen sind und b) den „Verhaltenskodex“ für das zukünftige Miteinander durchlesen (und das kommuniziert FB durchaus verständlich beim Anlegen eines Profils). Das dauert beides nur ein paar Minuten und kostet (abgesehen von Zeit & Aufwand & mitunter Nerven) nichts.

Ich persönlich erwarte außerdem, dass diejenigen, die ein Facebookprofil für einen institutionellen Anbieter anlegen/betreuen, schon mal was von Kommunikation/Dialog/Öffentlichkeitsarbeit und diesem ominösen Web2.0 samt Nebenschauplätzen und Datenschutzdiskussionen gehört haben.

Wenn es nun „die ganze Welt erfährt“, hat das in meinen Augen auch einen ganz entscheidenden Vorteil: Der ein oder andere Privatuser wird sich hoffentlich endlich bewusst, dass es ein/en Radiosender/Theater/Klamottenladen/Club/Kunstfestival etc. nun wirklich nichts angeht, ob er schlecht schläft, gut isst oder sich gerade verliebt hat.

Danke Andrea!
Letzten Punkt habe ich schlichtweg vergessen, in den Artikel aufzunehmen. Dabei hatte ich es im Kopf!

Wieso? Hast Du doch thematisiert:

„Der große Unterschied … zwischen einem Unternehmensprofil und einem Privatprofil besteht darin, dass Privatpersonen, die ich als “Freund” hinzufüge, standardmäßig auch meine Statusmeldungen lesen, verfolgen und kommentieren können. Und es geht die SKD nun wahrlich nichts an, was ich gerade tue, wenn ich mich nicht mit Kunst auseinandersetze.

nein ich meine die verantwortung des einzelnen. die frage ist ja wirklich: wie kann es eigentich sein, dass gewisse privatprofile von über 500 „freunde“ sammeln, bevor jemand die darauf aufmerksam macht. mal ganze ohne den privatsphärengedanken.. irgendwie ja auch ein zeichen, dass „spam“ in sanfter form doch was bringen kann?

niemand weiß doch, ob es sich wirklich um das profil der skd oder sonstwem handelt. aber – zack – schnell als freund hinzugefügt.

seltsam ist das schon

Eine gute Zusammenstellung zu privater Nutzung vs. kommerzielle Nutzung gibt es übrigens in diesem Artikel: http://www.thomashutter.com/index.php/2010/03/facebook-kommerzielle-nutzung-private-profile-unternehmenskonto-moeglichkeiten/

Zum weiteren Verständnis und Erklärung zwischen Privat- und Firmenprofilen:

http://marketing2morrow.de/2010/06/facebook-seiten-statt-privaten-profilen/
(übrigens auch ich persönlich ein Newbee auf diesem Feld und als freiberuflich tätiger Consultant, Privat- oder Firmenprofil? Immerhin poste ich hier meine sehr privaten Gedanken und dies auch über die Geschäftsumwelt. Also was ist zu tun, oder sollte nicht Facebook bzw. die Macher davon sich ebenfalls Gedanken machen?)

[…] gestrigen Beitrag zum Thema “Unternehmensseite vs Privatprofil” ausgerechnet im Kunstumfeld anzusiedeln […]

Ralf, die Sache mit den freiberuflern beschäftigt mich auch gerade! Was ist mit dem Zahnart? Darf der trotz Werbeverbots eine Facebookseite haben? Oder muss er sich auf ein privates Profil beschränken?

Facebook ändern zu wollen ist eine ziemlich gute Idee, ich wäre dabei, aber irgendwie…. andere Dinge gehen schneller :)

.. das mit dem Zahnarzt und des Werbeverbots (wo genau findet sich das im gesetzlichen Wortlauf?) ist möglicherweise ein Thema (wenn auch aus alten Zeiten stammendes;-)).

…. und wenn ich als Fan des Zahnarztes eine Fanpage eintrage? Das sollte doch gehen. Es geht ja weniger darum Werbung zu machen, als ins Gespräch zu kommen.

Der Wandel kommt schneller als wir denken, insbesondere, wenn wir ihn noch nicht gesehen haben. Wer hat denn 1995 schon richtig gesurft mit MB-Geschwindigkeit (wenn überhaupt)? Das ist erst 15 Jahre her! Wie ist es mit Privatbahnen auf dem DB Netz? Unmöglich noch 1998 als ich gerade in Frankfurt bei Kombiverkehr anfing. Einige Jahre später war es möglich und nun sieht man zahlreiche Bahnbetreiber.

Ein paar Eindrücke von RayKurzweil (die Präsentation wurde auch beim 4. Dresdner Zukunftsforum am 10.06.2010 gehalten): http://www.slideshare.net/humanityplus/kurzweil

[…] Kunstsammlungen SKD nach ihrem Start bei Facebook ordentlich um die Ohren gehauen. “Social Media für Kunst ist eben auch eine Kunst“, schrie(b) der Dresdner Social-Media-Fachmann Sebastian Schwerk. Zum Glück fand sich gleich […]

Schön, dass der Artikel von 2010 wieder an Aktualität gewinnt. Insbesondere das Thema des Wandels, der sich aktuell gerade beschleunigt ;-)